Bistum Eichstätt erhält Millionendarlehen aus USA zurück
Im Kampf um Schadensbegrenzung nach dem Finanzskandal im Bistum Eichstätt hat die Kirche einen Teilerfolg verbucht: Zum ersten Mal seit zwölf Monaten bekam die Diözese ein fälliges Darlehen aus den USA zurückgezahlt. Vor drei Wochen seien 1,3 Millionen US-Dollar zurückgeflossen, berichtete der Finanzdirektor des Bistums, Florian Bohn, am Mittwoch in Eichstätt. Es stimme ihn hoffnungsvoll, dass "wesentliche Teile" der übrigen Darlehenssumme beglichen würden. Dennoch müsse weiter mit einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe gerechnet werden.
Die Summe der umstrittenen Kredite für Immobilienprojekte in den USA beläuft sich auf etwa 60 Millionen US-Dollar, der Großteil von ihnen ist inzwischen fällig. Zurückgezahlt wurden laut Bohn bisher knapp 9 Millionen US-Dollar. Schwierig mache die Verhandlungen das komplexe Geflecht von Schuldnern und die Tatsache, "dass wir uns nicht in deutschem Recht bewegen", fügte der Finanzdirektor hinzu. Die Diözese setzt nach seinen Worten in Absprache mit ihren Anwälten auf direkte Verhandlungen und auch auf den Rechtsweg. So sei in einem Fall bereits eine Klage des Bistums in den USA anhängig. Bohn äußerte sich bei der Finanzpressekonferenz des Bistums.
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hatte den Skandal Anfang 2018 publik gemacht. Bei einer von ihm veranlassten Überprüfung der Vermögensverwaltung des Bistums unter Einschaltung externer Experten waren die fragwürdigen Finanzanlagen ans Licht gekommen. Die Diözese zeigte deshalb ihren damaligen stellvertretenden Finanzdirektor an. Die auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte Staatsanwaltschaft München II ermittelt seit Juli 2017 gegen den früheren Kirchenmitarbeiter und einen seiner Geschäftspartner in den USA unter anderem wegen Untreue und Bestechung. Inzwischen gibt es weitere Beschuldigte.
Neue Anlageregeln im Bistum
Als direkte Folge aus dem Skandal hat die Diözese ihre Anlagerichtlinien überarbeitet. Die Investments werden nun von externen Dienstleistern verwaltet und regelmäßig geprüft. Priorität hat für das Bistum die Sicherheit der Kapitalanlagen. Inhaltlich lautet die Vorgabe, dass sie nachhaltig sein müssen. So sind Investitionen in Staaten oder Unternehmen ausgeschlossen, in denen gegen Menschenrechte verstoßen wird.
Das Bistum Eichstätt veröffentlichte am Mittwoch zudem Jahresabschlüsse und Lageberichte von neun zentralen Rechtsträgern. Alle wurden nach den handelsrechtlichen Vorschriften für große Kapitalgesellschaften erstellt und von externen Wirtschaftsprüfern uneingeschränkt testiert. Damit hat die Diözese nach eigenen Angaben "volle Finanztransparenz hergestellt".
Bohn sagte, das Bistum sei "solide aufgestellt". Angesichts zu erwartender rückläufiger Einnahmen gelte es aber, mit den Ressourcen "sehr sorgsam und nachhaltig" zu wirtschaften. So würden Gebäude daraufhin überprüft, ob sie pastoral notwendig und wirtschaftlich tragfähig seien, und im Zweifel veräußert.
2018 hat das Bistum der Gewinn- und Verlustrechnung zufolge knapp 117 Millionen Euro an Kirchensteuern eingenommen, rund 5 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Diese Entwicklung hängt laut Bohn mit dem interdiözesanen Finanzausgleich zusammen. Arbeitgeber führen die Kirchenlohnsteuer ihrer Angestellten an das Bistum ihres Sitzes ab. Sie steht aber dem Bistum zu, in dem die Kirchenmitglieder wohnen. Auch die anderweitigen Erträge fielen um über 4 Millionen Euro niedriger aus als 2017.
Mehr Eigenkapital als im Vohrjahr
Das Eigenkapital der Diözese betrug zum Jahresende 2018 etwa 394,6 Millionen Euro. Das sind fast 1,3 Millionen mehr als im Vorjahr. Bei einer Bilanzsumme von insgesamt gut 575 Millionen Euro erzielte das Bistum einen Jahresüberschuss von rund 1,8 Millionen Euro. Er fiel geringfügig niedriger aus als 2017.
Außer dem Bistum wurden Jahresrechnungen vorgelegt für den Bischöflichen Stuhl, die Emeritenanstalt, das Domkapitel, das Priesterseminar sowie mehrere Stiftungen. Deren Eigenkapital umfasst demnach zusammen weitere knapp 109 Millionen Euro.
Zur Entlastung der Seelsorger von Verwaltungsaufgaben will das Bistum Eichstätt noch 2019 für jedes seiner acht Dekanate einen hauptamtlichen Koordinator einstellen. Nach den Worten des scheidenden Generalvikars Isidor Vollnhals sollen zudem in weiteren Regionen in Form von gemeinnützigen GmbHs Einrichtungsverbünde für kirchliche Kindergärten errichtet werden. Diese gibt es bisher in Ingolstadt sowie in der Region Nürnberg/Schwabach. (tmg/KNA)