Kurienkardinal sieht keine Chance für Abschaffung des Zölibats

Brandmüller kritisiert Amazonas-Synode: Umbau der Kirche geplant

Veröffentlicht am 23.07.2019 um 11:48 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Bei der Synode im Herbst gehe es in Wirklichkeit gar nicht um die Amazonaswälder und ihre Bewohner, kritisiert Kurienkardinal Walter Brandmüller. Die wahre Agenda sei eine andere. Und mit der ist Brandmüller gar nicht einverstanden.

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Der deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller sieht die von Papst Franziskus einberufene Amazonas-Synode kritisch. In einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) schreibt der 90-jährige Kirchenmann am Dienstag: "Niemand, der die gegenwärtige Situation der katholischen Kirche aufmerksam beobachtet, wird im Ernst glauben, dass es bei der Synode im Oktober wirklich um das Schicksal der Amazonaswälder und ihrer Bewohner - es sind nicht mehr als gerade die Hälfte der Einwohner von Mexiko-City - gehen soll." Auf dem Etikett stehe "Amazonas", so Brandmüller, der "Geist in der Flasche" heiße jedoch anders: "radikaler Umbau der Kirche nach dem bekannten Programm".

Zölibat als "Dienst am Evangelium"

Zuletzt hatte auch der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, die Vorbereitung der Synode kritisiert. Das dafür erstellte Dokument weise schwere theologische Mängel auf, schrieb Müller in einem Gastbeitrag für die katholische Wochenzeitung "Die Tagespost". Die Vorbereitungsgruppe bestehe zudem aus einer "geschlossenen Gesellschaft von absolut Gleichgesinnten", in der "überproportional viele meist deutschsprachige Europäer" vertreten seien. Nicht alle von ihnen hätten Südamerika-Erfahrung "und gehören nur dazu, weil sie auf Linie sind". Die Amazonas-Synode soll über neue Formen von Seelsorge in Gebieten mit wenigen Priestern beraten, die Rechte von Indigenen stärken und die ökologische Situation der arten- und rohstoffreichen Urwaldregion in Lateinamerika in den Blick nehmen.

In seinem Gastbeitrag zur "FAZ" äußert sich Brandmüller auch zum Zölibat. Dieser sei ein "Dienst am Evangelium". Er könne nicht durch den "gesetzgeberischen Akt eines Papstes oder Konzils" außer Kraft gesetzt oder abgeändert werden, sondern er sei Teil der kirchlichen Tradition, die in der Lebensweise Jesu und der Apostel gründe. "Dieser 'Tradition' kommt die gleiche Verbindlichkeit zu wie der Heiligen Schrift: Beide enthalten göttliche Offenbarung." (gho/KNA)

Offiziell: Amazonas-Synode wird über verheiratete Priester diskutieren

Jetzt ist es offiziell: Bei der kommenden Amazonas-Synode wird es auch um die Frage der Priesterweihe für verheiratete Männer und neue Ämter für Frauen in der katholischen Kirche gehen. Das geht aus dem heute veröffentlichten Arbeitspapier der Synode hervor. Das sind die weiteren Themen.