Bürger verhindern Neubau von Kathedrale in Russland
In der russischen Millionenstadt Jekaterinburg ist der geplante Bau einer orthodoxen Kathedrale in einem Park im Stadtzentrum am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Der Gouverneur der Region Swerdlowsk, Jewgeni Kuwajschew, lenkte laut russischen Medienberichten (Mittwochabend) ein und sprach sich für den Wiederaufbau der 1930 gesprengten Kirche an einem anderen Ort aus. In einer Umfrage im Auftrag der Stadt am Uralgebirge hatten zuvor 58 Prozent der 3.000 befragten Einwohner den Bau der Kathedrale in dem Park abgelehnt.
Nach tagelangen unerlaubten Demonstrationen in dem Park gegen den Kirchenbau hatte Staatspräsident Wladimir Putin eine Befragung der Einwohner vorgeschlagen. Die Polizei nahm bei den am 13. Mai begonnenen Protesten nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax 96 Menschen fest. Ein Gericht habe 33 von ihnen zu Haftstrafen von 2 bis 15 Tagen verurteilt. Die Demonstranten hatten auf den Erhalt des beliebten Parks gepocht.
"Schwere Niederlage für Stadtspitze und Kirche"
In der Umfrage bezeichneten 74 Prozent der Jekaterinburger das geplante Grundstück für die neue Kathedrale als "ungeeignet". Nur zehn Prozent unterstützten die Wahl des Ortes. Beobachter sprachen von einer schweren Niederlage für die Stadtspitze und die Kirche. Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte am Donnerstag, der Kreml hoffe, dass die "problematische Situation" durch einen Dialog von Vertretern der Gesellschaft, der Kirche sowie der Stadt und der Region gelöst werde.
Die orthodoxe Kirche hatte mit einer großen Mehrheit für den Wiederaufbau der unter dem Diktator Josef Stalin abgerissenen Katharinenkathedrale gerechnet. Sie sollte zum 300. Jahrestag der Stadtgründung 2023 eröffnet werden. Nach Moskau, Sankt Petersburg und Nowosibirsk ist Jekaterinburg die viertgrößte Stadt und Zentrum der drittwichtigsten Region Russlands. Weltweit bekannt wurde sie durch die Ermordung der Zarenfamilie im Verlauf des Russischen Bürgerkrieges 1918. (tmg/KNA)