Charamsa kritisiert Benedikt und Franziskus
Papst Franziskus habe sich "der Frage noch nicht einmal genähert", sagte der ehemalige Sekretär der vatikanischen Glaubensbehörde der italienischen Zeitung "Libero" (Montag). Am Rande der Familiensynode im Herbst 2015 hatte Charamsa seine Beziehung zu einem Mann vor Medienvertretern öffentlich gemacht. Daraufhin war er aus der Glaubenskongregation und wenig später aus dem Priesterstand entlassen worden. Inzwischen lebt er mit seinem Partner in Barcelona.
Charamsa sagte, Benedikt XVI. sei es nie gelungen, Vorurteile und Angst gegenüber der Homosexualität zu überwinden. Gerade er, der "alle intellektuellen Fähigkeiten hatte, um sich dieser Herausforderung zu stellen", habe als Leiter der Glaubenskongregation die Gelegenheit dazu vertan. Auf die Frage nach der Zahl homosexueller Priester im Vatikan antwortete der Ex-Kleriker: "Nach meiner Erfahrung würde ich sagen, 50 Prozent derer, die ich getroffen habe." Der Schwulenanteil in der Kurie sei "eines der am besten gehüteten Geheimnisse im Vatikan".
Nach katholischer Lehre ist gelebte Homosexualität eine Sünde, zugleich sollen laut dem Katechismus der Kirche Homosexuelle nicht diskriminiert werden. Papst Franziskus hat mehrfach öffentlich betont, dass er niemanden wegen einer homosexuellen Veranlagung verurteile. (KNA)