Am 6. Januar begeht die katholische Kirche den Afrika-Tag

"Das Schicksal Afrikas darf uns nicht egal sein"

Veröffentlicht am 04.01.2018 um 13:15 Uhr – Lesedauer: 
"Das Schicksal Afrikas darf uns nicht egal sein"
Bild: © missio
Hilfswerke

Aachen/München ‐ Afrika ist ein Kontinent der Krisen, aber auch der Hoffnung: Zahllose Priester und Ordensleute kümmern sich hier um die Ärmsten der Armen. Ihre Arbeit soll durch den Afrika-Tag am 6. Januar unterstützt werden.

  • Teilen:

Es sind zwei Namen, die beispielhaft für die zwiespältige Situation Afrikas stehen: Joseph Kabila und Gustave Mukobe. Der eine – Kabila – ist Präsident der Demokratischen Republik Kongo und mit einem geschätzten Privatvermögen von 15 Milliarden Dollar einer der reichsten Männer Afrikas. Der andere – Mukobe – ist katholischer Geistlicher im Kongo.

Joseph Kabila hat den Kongo in den vergangenen Jahren weitgehend ausgeplündert. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg kontrolliert der 46-Jährige gemeinsam mit seiner Familie mehr als 120 Schürflizenzen für Gold, Diamanten und andere wertvolle Mineralien in dem rohstoffreichen Land. Darüber hinaus hat sich der Clan ein undurchsichtiges Firmennetz aufgebaut, das sich auf nahezu alle Wirtschaftsbereiche erstreckt. Milliarden Dollar hat die Familie auf Auslandskonten geschleust, etliche davon in Steueroasen. Beobachter vermuten, dass das gewaltige Vermögen der entscheidende Grund ist, warum Kabila nicht zurücktreten will, sondern um eine laut Verfassung nicht erlaubte dritte Amtszeit kämpft.

Ein Geistlicher, der Hoffnung schenkt

In krassem Gegensatz dazu engagiert sich Gustave Mukobe mit bescheidensten Mittel für eine bessere Zukunft des Kongo. Der 44-jährige Priester kümmert sich um Menschen in den entlegenen Regionen des Landes und schenkt ihnen Hoffnung. Regelmäßig besucht er Dörfer, in denen nie ein Bus hält, die keine Schule und keine Krankenstation haben. Die Menschen in solchen Siedlungen sind bitterarm und auf Hilfe angewiesen. Während der Staat und Kabilas Regierung bei dieser Aufgabe versagen, packt Gustave Mukobe an. Der Geistliche hört den Menschen zu, organisiert ärztliche Unterstützung, erteilt den Kindern Religionsunterricht und feiert Gottesdienste.

Das Engagement von Gustave Mukobe steht stellvertretend für all jene kirchlichen Mitarbeiter, die durch den Afrika-Tag der katholischen Kirche unterstützt werden sollen. Jedes Jahr rund um den 6. Januar sammelt die Kirche dabei Spenden, um die Not auf dem Schwarzen Kontinent zu lindern. Der Afrika-Tag ist nach dem Peterspfennig die älteste kirchliche Spendensammlung der Welt. Er wurde 1891 von Papst Leo XIII. (1878-1903) ins Leben gerufen, der auf diese Weise Gelder zur Unterstützung des Kampfes gegen die Sklaverei sammeln wollte.

In diesem Jahr steht der in Deutschland vom katholischen Hilfswerk missio organisierte Afrika-Tag unter dem Leitwort "Damit sie das Leben haben". Mit den Spenden sollen Priester und Ordensfrauen in den bedürftigsten Ländern des Kontinents unterstützt und für Seelsorge sowie Sozialarbeit ausgebildet werden.

Beispielland der diesjährigen Kampagne ist die Demokratische Republik Kongo, das Land von Joseph Kabila und Gustave Mukobe. "Priester und Ordensschwestern helfen da, wo staatliche Strukturen nicht mehr existieren und sie schenken den Menschen einen Zukunftsglauben", erläutert Prälat Klaus Krämer, Präsident von missio in Aachen. Die katholische Kirche erreiche mit ihrem Einsatz selbst die entlegensten Dörfer. "Das Schicksal Afrikas darf uns nicht egal sein. Letztlich misst sich unsere Menschlichkeit daran, dass auch in den Ländern des Südens die Menschen in Würde leben können", ergänzt Monsignore Wolfgang Huber, Präsident von missio München.

Gundula Gause
Bild: ©KNA

Die ZDF-Journalistin Gundula Gause engagiert sich seit fast 20 Jahren ehrenamtlich für missio.

Schirmherrin des Afrika-Tags ist Gundula Gause. Die ZDF-Journalistin kennt die Situation auf dem Kontinent gut. "Ich konnte mir in den vergangenen Jahren auf mehreren Reisen zu missio-Projekten einen persönlichen Eindruck verschaffen", berichtet Gause, die sich seit fast 20 Jahren ehrenamtlich für das Hilfswerk engagiert. Empört ist die 52-Jährige über die große Ungerechtigkeit in vielen afrikanischen Ländern: "Da leidet die Mehrheit der Bevölkerung unter bitterer Armut und auf der anderen Seite bereichern sich die Politiker." Die katholische Kirche protestiere gegen diesen Machtmissbrauch und die Verletzung von Menschenrechten. "Das sollte uns motivieren, mit den Spenden für den Afrikatag Priester und Ordensfrauen zu unterstützen, die in persönlicher Bescheidenheit an der Seite der Armen leben und ihnen helfen, zu leben", so Gause.

Weltweit 18 Millionen Euro für Afrika

Während die weltweite Kollekte zum Afrika-Tag traditionell am 6. Januar, dem Hochfest der Erscheinung des Herrn, stattfindet, wird in den deutschen Bistümern an unterschiedlichen Tagen gesammelt. Die genauen Termine sind auf der Internetseite von missio verzeichnet. Dort findet man auch Bausteine für die Gestaltung des Gottesdienstes zum Afrika-Tag.

2016 kamen am Afrika-Tag weltweit mehr als 18 Millionen Euro zusammen, die große Mehrheit davon (61,6 Prozent) wurde von Katholiken in Europa gespendet. Die meisten Spendengelder flossen nach Angaben von missio nach Nigeria (2,5 Millionen Euro), in die Demokratische Republik Kongo (2,1 Millionen Euro) und nach Tansania (1,3 Millionen Euro). Dank der Spenden am Afrika-Tag wurden zudem 76.917 Priester mit finanziellen Beihilfen zu ihrer Ausbildung unterstützt.

Von Steffen Zimmermann