Spendenbereitschaft für Hilfswerke sinkt

Deutsche spenden mehr – aber nicht für die Kirche

Veröffentlicht am 29.11.2018 um 14:57 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/München ‐ Spendenverhalten im Wandel: Immer weniger Deutsche geben Geld für wohltätige Zwecke. Dennoch kam 2018 mehr Geld zusammen als im Vorjahreszeitraum. Im Sinkflug ist die Bereitschaft, für Entwicklungshilfe zu spenden – oder für die katholische Kirche.

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Die Deutschen haben von Januar bis September bereits 3,3 Milliarden Euro gespendet – sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings sank die Zahl der Spender von 17 Millionen im vergangenen Jahr auf 16,5 Millionen, wie der Deutsche Spendenrat am Dienstag in Berlin mitteilte. Zudem zeigt eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag der SOS-Kinderdörfer weltweit vom Donnerstag einen Zwiespalt in Sachen Entwicklungshilfe: Zwar sind mehr als zwei Drittel der Bundesbürger der Meinung, dass Entwicklungshilfe die Verhältnisse in armen Ländern verbessert. Allerdings spenden immer weniger für Hilfe im Ausland.

Weniger gespendet wurde laut Spendenrat auch für konfessionelle Organisationen. Statt im Vorjahr 14,4 Prozent gingen lediglich 11,9 des Spendenaufkommens an katholische Organisationen. Bei den evangelischen Einrichtungen ging der Anteil von 13,9 auf 11,3 Prozent zurück. Mehr Zuspruch erfuhren kleinere nicht konfessionelle Organisationen.

Mehrfachspender und grundsätzliche Nichtspender

Das insgesamt hohe Spendenvolumen komme deshalb zusammen, weil viele Menschen mehrfach spendeten. Rund ein Drittel der Mehrfachspender machen demnach knapp zwei Drittel des Gesamtvolumens aus. Auch die Spendenhäufigkeit sank von 5,8 auf 5,6 Spenden pro Person. Im Schnitt geben die Deutschen 35 Euro pro Spende, wie es hieß. Nach der YouGov-Umfrage spendeten 37 Prozent der Deutschen grundsätzlich nicht, mit zunehmender Tendenz.

Bislang ging in diesem Jahr der größte Anteil mit 75 Prozent an humanitäre Projekte, wie der Spendenrat mitteilte. Aufgrund weniger "medienwirksamer Katastrophen" sei der Anteil der Not- und Katastrophenhilfe von 14,5 auf 8,9 Prozent gesunken. Größere Unterstützung fanden aber Kultur, Umwelt-, Natur-, und Tierschutz sowie der Sport.

Linktipp: Wohin spenden?

Katholisch.de listet die Bankdaten von katholischen Hilfswerken auf sowie von Bündnissen, an denen katholische Hilfswerke beteiligt sind. Außerdem können Sie über den Link "Online spenden" direkt Geld für den guten Zweck spenden.

Problematisch sieht der Spendenrat die demografische Entwicklung: Den größten Anteil am Spendenvolumen haben demnach mit 35 Prozent ältere Menschen über 70. Bei jungen Menschen im Alter bis 29 Jahre komme mit 5,4 Prozent dagegen vergleichsweise wenig Geld zusammen. – Die Daten basieren auf einer Analyse des Marktforschungsinstituts GfK. Nicht enthalten sind Erbschaften und Unternehmensspenden, Spenden an politische Parteien oder Organisationen und Großspenden über 2.500 Euro.

Ja zu Entwicklungshilfe – aber nur wenige spenden

Nach der YouGov-Umfrage glauben 69 Prozent der Deutschen, dass Entwicklungshilfe die Verhältnisse in armen Ländern verbessere; fast ebenso viele (68 Prozent) finden, dass Entwicklungshilfe Pflicht eines wohlhabenden Staates sei. Dennoch spendeten lediglich acht Prozent der Befragten für internationale Entwicklungshilfe. Als Gründe geben die Nichtspender laut YouGov an, Deutschland habe selbst genug Probleme, um die es sich kümmern müsse. Dazu gehörten nach Ansicht der Befragten in erster Linie die Themen Pflege, Rente, Gesundheitswesen, Bildung und Armut. Auch stellten viele Nichtspender die Wirksamkeit von Entwicklungshilfe infrage (53 Prozent).

Der Vorstandsvorsitzende der SOS-Kinderdörfer weltweit, Wilfried Vyslozil, sagte in München, gezielte Entwicklungszusammenarbeit sei die beste Methode, um Armut zu bekämpfen; dies gelte vor allem, wenn sie bei der Bildung und Beschäftigung von Jugendlichen ansetze. Laut der Umfrage wünschten sich 82 Prozent der Bundesbürger verstärkt "Partnerschaft statt bloß Hilfe". Das Ziel müsse Hilfe zur Selbsthilfe sein. – An der Online-Umfrage von YouGov Deutschland nahmen den Angaben zufolge Ende Oktober 1.506 Personen teil. (luk/KNA)