Die Lateranbasilika – Mutter und Haupt aller Kirchen
Das Gotteshaus, das auf deutsch schlicht Lateranbasilika genannt wird, heißt eigentlich "Erzbasilika des Allerheiligsten Erlösers, des heiligen Johannes des Täufers und des heiligen Johannes des Evangelisten im Lateran". Die Inschrift am Hauptportal "Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises" zeigt bereits an, wie wichtig diese Kirche ist. Die Lateranbasilika ist nämlich die eigentliche Kathedrale der Stadt Rom und somit wichtiger als der Petersdom.
Heute liegt die Basilika südlich des römischen Hauptbahnhofs Termini in dem nach ihr benannten Stadtviertel San Giovanni. Der Name Lateran reicht sogar bis in vorchristliche Zeiten zurück: Das Grundstück wurde nach der römischen Familie der Laterani benannt, den ursprünglichen Eigentümern.
Der Kern der fünfschiffigen Basilika geht auf die Zeit Konstantins im 4. Jahrhundert zurück. Der Legende nach schenkte der Kaiser den römischen Christen das Bauwerk um 313. Später wurde sie durch Papst Silvester I. (314 bis 335) geweiht. Ihr Weihetag ist der 9. November. Damit ist sie die älteste Bischofskirche des Papstes. Wie ihr Name schon andeutet, ist sie sowohl Johannes, dem Täufer, als auch dem Evangelisten Johannes geweiht. Ursprünglich war sie aber allein Jesus Christus, dem Heiland, geweiht.
Leichensynode und Mafia-Autobomben-Attentat
Bis zum Exil der Päpste in Avignon (1309-1377) war der Lateranpalast der Papstsitz und das Gotteshaus die Kirche, in der im 12. und 13. Jahrhundert vier Konzile stattfanden – und am Vorabend der Reformation auch das Fünfte Laterankonzil (1512-1517) statt. Der Ort erlebte Plünderungen durch die Germanen, Erdbeben, Verfall und Wiederaufbau – und das bis in die Gegenwart: Neben der "Leichensynode" 896, in der Stefan VI. seinen Vorgänger Formosus ausgraben ließ, sei hier auch das Mafia-Autobomben-Attentat im Juli 1993 genannt. Es fand wenige Wochen, nachdem Johannes Paul II. das organisierte Verbrechen kritisiert hatte, statt. Bei der Explosion wurde der Eingang zum Querschiff schwer beschädigt.
Auf der Hauptfassade der barockisierten Kirche stehen in der Mitte Travertinstatuen von Johannes dem Täufer, Christus als Erlöser und dem Evangelisten Johannes. Als eine der vier großen Papstbasiliken verfügt sie auch über eine "Heilige Pforte", die vom Papst nur für den Zeitraum eines "Heiligen Jahres" geöffnet wird. Die Pforte befindet sich ganz rechts und zeigt Christus am Kreuz und darunter Maria mit dem Jesuskind.
Die 130 Meter lange Kirche wirkt auf den ersten Blick etwas kühler und weit schlichter als die anderen Papstbasiliken – und das trotz der vergoldeten Decke sowie des Fußbodens, der aus Mosaiksteinchen besteht. Auch der päpstliche Lehrstuhl, die Kathedra, ist mit Mosaik verziert. In Nischen des Mittelschiffs stehen riesige Statuen der zwölf Apostel aus der Schule des italienischen Bildhauers Gian Lorenzo Bernini.
Highlights befinden sich außerhalb der Basilika
Die Highlights im Lateran befinden sich jedoch außerhalb der Basilika: Allen voran die achteckige Taufkapelle im Nordosten des Platzes aus dem Jahr 315. Sie ist das älteste Baptisterium der Christenheit und damit der Prototyp aller Taufkapellen. Außerdem steht auf dem Lateransplatz ein Relikt aus einer Hochkultur, die es lange vor den Römern gab: der größte und älteste Obelisk der Stadt, der im 15. Jahrhundert vor Christus erschaffen wurde. Auch der Kreuzgang ist sehenswert; er gilt als einer der schönsten in Rom. Die Arkadenbögen werden von dünnen, verzierten Zwillingssäulen gestützt, die ein Meisterwerk der römischen Kosmatenkunst sind.
Rechts neben der Basilika erhebt sich die "Scala Santa", die Heilige Treppe mit 28 Stufen, die der Tradition nach Jesus betreten haben soll, um zu Pontius Pilatus geführt zu werden. Bis heute wird die Stiege von Gläubigen nur auf Knien und betend bestiegen. Die Heilige Treppe ist zudem ein letzter Rest des ursprünglichen Papstpalastes bis 1309 – der heutige, direkt an die Kirche angebaute Lateranpalast, wurde 1586 als päpstliche Sommerresidenz gebaut. Seit der Rückkehr aus Avignon residierten die Päpste im Vatikan. Bis heute gibt es für Pilger den knapp sechs Kilometer langen "Cammino papale" (Papstweg). Er folgt in zwei Varianten der Strecke, den früher die Päpste nach ihrer Wahl auf dem Weg von ihrem Sitz im Lateran zum Petersdom zurücklegten.
Wenn ein neuer Papst gewählt wird, ist er nach dem aktuellen Kirchenrecht unmittelbar nachdem er die Wahl angenommen hat, Bischof von Rom. Als solcher stellte sich auch Papst Franziskus am 13. März 2013 den Menschen auf dem Petersplatz vor. Und dennoch verzichtete auch er nicht auf den Akt, der seinen Amtsantritt symbolisiert: Wenige Wochen nach der Wahl nahm er die Laternabasilika in Besitz und setzte sich auf seinen römischen Bischofsstuhl, die sogenannte Kathedra. Begrüßt wurde Franziskus dort von Kardinalvikar Agostino Vallini. Ein Kardinalvikar versieht als Stellvertreter des Papstes die täglichen Amtsgeschäfte des römischen Bischofs und leitet die Bistumsverwaltung. Seit 2017 ist Angelo De Donatis neuer Kardinalvikar.
Der Text erschien erstmals im November 2018.