Das Bistum Speyer feiert seine Neugründung vor 200 Jahren

Ein altes, junges Bistum

Veröffentlicht am 05.06.2017 um 15:14 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Speyer

Speyer ‐ Am 05. Juni 1817 wurde das Bistum Speyer neu gegründet. Wesentlich dazu beigetragen hat die große Bedeutung des Kaiserdoms. Wie es sich für die Pfalz gehört, wurde das Jubiläum fröhlich begangen.

  • Teilen:

An Pfingsten 2017 feiert das Bistum Speyer sein 200-jähriges Jubiläum – doch nicht den Jahrestag seiner Gründung, sondern der Neugründung. Dies zeigt, dass Speyer eine der älteren und gleichzeitig der jüngeren Diözesen Deutschlands ist. Bereits im 4. Jahrhundert soll es in Speyer einen Bischof gegeben haben, was die Stadt am Rhein zu einer der ersten Bischofsstädte Deutschlands machen würde. Seit 614 lässt sich sogar eine ununterbrochene Reihe von Bischöfen nachweisen. Hilderich hieß in jenem Jahr der zweite bekannte Bischof Speyers. Seit 2008 ist Bischof Karl-Heinz Wiesemann der 96. Oberhirte der Stadt am Oberrhein.

Von der Pfalz bis vor Stuttgart

Wohl die lange christliche Tradition Speyers veranlasste die Könige und Kaiser der Salier ab etwa 1025 dazu, dort eine Kirche zu bauen, welche die größte Kirche des Abendlands werden sollte. Sie wurde 1061 fertiggestellt und ist der Jungfrau Maria geweiht, der Schutzheiligen der Salier. Heute ist diese Kirche als Kaiserdom von Speyer international bekannt. Sie beherbergt zahlreiche Gräber von deutschen Herrschern, wie etwa von Konrad II., dem Begründer der Dynastie der Salier, Philipp von Schwaben, dem Sohn Barbarossas, und Rudolf von Habsburg. Die Diözese Speyer wuchs beständig und besaß als Fürstbistum im 18. Jahrhundert Gebiete links und rechts des Rheins, die von der Pfalz bis fast nach Stuttgart reichten. Als Folge des Friedens zwischen Napoleon und dem Heiligen Römischen Reich wurde das Fürstbistum 1801 aufgelöst.

Das linksrheinische Gebiet des Bistums Speyer, die Pfalz, fiel im Zuge der Neuordnung Europas nach dem Sieg gegen Frankreich an das Königreich Bayern. Der Unterzeichnung des Bayerischen Konkordates am 5. Juni 1817 ist es zu verdanken, dass die Diözese wiedererrichtet wurde – allerdings in einem kleineren Umfang als zuvor. Bis heute drückt sich die enge Verbindung Speyers zu Bayern darin aus, dass es zur Freisinger Bischofskonferenz gehört, dem Zusammenschluss der Bayerischen Diözesen.

Seit 2008 ist Karl-Heinz Wiesemann Bischof von Speyer.
Bild: ©KNA

Seit 2008 ist Karl-Heinz Wiesemann der 96. Bischof von Speyer.

Das Gebiet des heutigen Bistums Speyer wurde vor zwei Jahrhunderten aus sehr unterschiedlichen Teilen Deutschlands zusammengesetzt. Es umfasst Gebiete, die früher zu mehr als 40 deutschen Kleinstaaten gehört hatten. Dennoch vereinte es sich harmonisch, was im Bistum auf das angenehme und lebenslustige Gemüt der Pfälzer zurückgeführt wird. Daher ist es nicht verwunderlich, dass zu freudigen Anlässen in der Diözese der sogenannte Domnapf vor der Bischofskirche zum Einsatz kommt.

Der Steinbrunnen wird an einem Jubiläumstag, wie dem heutigen, mit 1.400 Litern Wein gefüllt, der an alle Menschen kostenlos ausgeschenkt wird. Dieser Brunnen des Rebensaftes war zuletzt 2011 anlässlich des 950. Weihejubiläums des Doms aufgefüllt worden. Eine aus Plastik gefertigte Schale, aus der mit einem Abfüllsystem Wein entnommen werden kann, passt den Domnapf den heutigen hygienischen Standards an. Der Wein wird in diesem Jahr von der "Weinbruderschaft der Pfalz" gestiftet, einem der Selbstbezeichnung nach gemeinnützigen Verein weinverständiger Männer.

Bistum Speyer verdankt seine Neugründung dem Kaiserdom

In jeder Diözese besitzt die Kathedrale als Kirche des Bischofs eine wichtige Stellung. Im Bistum Speyer hat der Dom jedoch eine noch höhere Bedeutung. Denn ohne den berühmten Kaiserdom mit seinen zahlreichen Herrschergräbern hätte es vor 200 Jahren wahrscheinlich keine Neugründung des Bistums gegeben. Andere Diözesen mit einer langen Tradition, wie Worms oder Konstanz, waren nach den Napoleonischen Kriegen aufgelöst und nicht wieder errichtet worden. Das Bistum Speyer hatte größeres Glück und so können die Gläubigen heute im Schatten des Doms auf das 200-jährige Jubiläum der Neugründung ihres gleichzeitig alten und jungen Bistums mit einem Schluck Pfälzer Wein anstoßen.

Von Roland Müller