Eine Annäherung an den Weltjugendtag in vier Schritten
Flughafen und Fahrt ins Hotel
Sehr kalt war es noch am frühen Montagmorgen auf der Gangway zum Flugzeug am Düsseldorfer Flughafen. Aber als wir rund 15 Stunden später in Panama-City wieder aus dem Flieger steigen, merkt man die karibische Wärme und Luftfeuchtigkeit schon auf den wenigen Schritten der Gangway. Die Besatzung des Flugzeugs verabschiedet eine wohl eher außergewöhnliche Mischung an Passagieren: Viele junge Leute sind dabei, nicht nur aus Deutschland, sondern zum Beispiel auch aus Venedig und der Schweiz. Aber auch überdurchschnittlich viele Ordensleute und Priester mit weißen Kragen in grauen oder schwarzen Kollarhemden stehen bei der Sicherheitskontrolle an. Sie alle wollen zum Weltjugendtag, die allermeisten sind für die transatlantische Reise sogar mitten in der Nacht aufgestanden. Während der Fahrt vom Flughafen hinein nach Panama-City sind an den Laternen seitlich der Straße abwechselnd die rot-blauen panamaischen Flaggen und die gelb-weißen Flaggen des Vatikan befestigt. Wir fahren an einem riesigen, langgezogenen Feld vorbei, das leer ist – noch. In regelmäßigen Abständen ist jedoch auf elektronischen Leinwänden Papst Franziskus bei verschiedenen Aktivitäten zu sehen. Auf diesem Feld – "Campo San Juan Pablo II" im Metro Park – soll am Sonntag der Abschlussgottesdienst des Weltjugendtags stattfinden. Für mich heißt es jetzt aber erstmal: Schlaf nachholen und ankommen in Panama und beim Weltjugendtag.
Am nächsten Morgen: Der Start
Die Nachtruhe ist wegen des Jetlags (sechs Stunden minus) dann doch recht schnell vorbei. Jetzt heißt es, endlich das Weltjugendtagsgelände zu erkunden. Schon aus dem Hotelzimmer heraus kann ich junge Menschen sehen, die eindeutig Pilger sein müssen. Sie verraten sich durch ihre nach Orientierungspunkten suchenden Blicke, einige haben T-Shirts mit dem rot-blauen Weltjugendtags-Logo an. Ich will jetzt auch los. Im Supermarkt auf der anderen Straßenseite gibt es einen eigenen Stand mit WJT-Accessoires. T-Shirts sind dabei und Trinkflaschen, aber auch schlichte weiße Kerzen und Regenschirme. Da es nicht nach Regen aussieht, verzichte ich und mache mich auf zu meiner ersten Station: der Presse-Akkreditierung. Hier ist die Schlange an den Schaltern mit der Aufschrift "English" am längsten. Wie an allen Veranstaltungsorten des Weltjugendtags stechen sofort die jungen Volunteers mit ihren neongelben T-Shirts heraus. Sie stellen sich als wertvolle Ansprechpartner für alle möglichen Anliegen heraus. Als ich meinen Presseausweis in der Hand halte, frage ich bei einer solchen freiwilligen Helferin nach, wo ich heute am besten Weltjugendtags-Flair schnuppern könnte. "Auf zum Park Omar Torrijos", heißt die eindeutige Antwort. Zum Laufen ist es jedoch etwas weit, so dass ich beschließe, ein Taxi zu nehmen.
Taxifahren in Panama
Kurze Zeit später stehe ich etwas unbeholfen auf der Straße, gebe Handzeichen und warte darauf, dass eines der gelben Autos vorbeikommt und mich aufnimmt. Als ich schließlich Erfolg habe, geht erstmal nichts vorwärts. Die Straßen sind um die Mittagszeit heillos verstopft. Der Taxifahrer versucht durch diverse Spurwechsel, sich doch irgendwie schneller durchzuschlängeln. Als ich dann schon eine ganze Weile im Auto sitze, beginnt auf dem Rücksitz auf einmal jemand zu sprechen. Halb erschreckt und halb verdutzt stelle ich fest, dass da wohl gleich mehrere Kunden in einem Taxi transportiert werden. Die Dame auf dem Rücksitz und der junge Taxifahrer beginnen eine angeregte Unterhaltung. Ab und zu versuchen sie mit Händen und Füßen, auch mich einzubeziehen. Meine nichtvorhandenen Spanisch-Kenntnisse machen das allerdings recht schwer. Als die Dame hinten aussteigt, wünscht sie mir dann noch auf Englisch eine schöne Zeit in Panama. Der Taxifahrer holt jetzt sein Handy heraus und wir unterhalten uns per Sprachapp. So bekomme ich über das Taxifahren gleich den Eindruck, dass die Menschen hier in Panama sehr offen und nett gegenüber uns Fremden sind. Die Taxifahrt stellt sich übrigens als sehr günstig heraus: Am Ende zahle ich gerade mal drei Dollar. Die Cola, die ich mir wenig später kaufe, kostet 1,50 Dollar.
Omar Torrijos Recreational Park
Wenn ich bisher noch nach dem "echten" Weltjugendtags-Flair gesucht habe, so ist mir sofort bei meiner Ankunft am Park Omar klar: Hier ist es. Ich gerate in eine Art "Aufmarsch der Nationen". Eine Spur der Straße vor dem Park ist gesperrt. Nacheinander laufen hier singende Gruppen vorbei, die stolz ihre jeweilige Nationalflagge schwenken: Guatemala, USA, Brasilien, alles ist dabei. Einige Restaurantbesitzer schauen dem Treiben zu und heißen die Pilger willkommen. Die haben vor dem Park Omar eine lange Schlange gebildet. Als ich hinein gelange, spüre ich die sengende Mittagshitze. Langsam bekomme ich Hunger, aber die Schlange an den Essensständen ist mir zu lang. Stattdessen setze ich mich unter einen Baum auf einen der beliebten Schattenplätze. Überall haben sich hier Pilger niedergelassen, essen, unterhalten sich oder machen Pause. Manche spielen auch spontan Musik. Eine immer größere Traube von tanzenden Jugendlichen entsteht. Einen Hügel hinauf führt eine weitere lange Schlange. Hier stellen sich junge Menschen aus aller Welt an, um im Beichtpark mit einem Priester über die eigenen Sünden zu sprechen. Oben auf dem Hügel steht in einer kleinen Grotte eine Marienstatue. Einige Jugendliche knien vor Maria nieder. Nicht weit weg befindet sich das Berufungszentrum, in dem sich unter anderem Ordensgemeinschaften den jungen Leuten vorstellen – auch das ist gut besucht.
Ich spreche mit einer kleinen Pilgergruppe aus Lettland, die in Gastfamilien untergebracht ist. Sie staune darüber, welche Energie die Jugend durch das Zusammensein bei einem Event wie dem Weltjugendtag entwickele, sagt die 28-jährige Milda Usane. Die 32 Jahre alte Olga Dadeka war bezüglich des Weltjugendtags erst skeptisch. Dann habe sie sich durch Gott jedoch dazu ermutig gefühlt, hinzufahren – und ist jetzt froh über ihre Entscheidung. Beide sind mit ihren Freunden an diesem Nachmittag in den Park gekommen, um sich noch einmal entspannt umzusehen, bevor das offizielle Programm mit dem Papstbesuch beginnt. Darauf bin ich auch gespannt. In Weltjugendtagsstimmung bin ich jetzt jedenfalls schon mal.