Der Pfarrer und Liedtexter Winfried Pilz wird 75 Jahre alt

Eine Enzyklika zum Geburtstag

Veröffentlicht am 04.07.2015 um 00:01 Uhr – Von Alexander Brüggemann (KNA) – Lesedauer: 
Winfried Pilz
Bild: © KNA
Porträt

Köln/Leutersdorf  ‐ Immer wieder in seinem Leben kommt Winfried Pilz mit dem heiligen Franziskus in Berührung. Nun, zu seinem 75. Geburtstag, benennt der Papst sogar seine Umweltenzyklika nach dem größten "Hit" des Priesters und Liedautors: "Laudato si".

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Als kürzlich das Portal "katholisch.de" bei ihm anfragte, was er denn vom Titel der Enzyklika halte, sagte Pilz, er habe "erst mal kräftig lachen müssen und dann gedacht: Das ist ja fast die Sensation meines Lebens!" Aber irgendwie scheint die Sache auch folgerichtig: Winfried Pilz ist ein Gestalter, ein Macher - aber genauso lässt er Dinge geschehen; sie geschehen mit ihm.

So ist es wohl auch mit dem heiligen Franziskus, in dem Pilz so etwas wie eine Figur des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sieht. Einer, der loslässt, um etwas Neues, ganz anderes zu machen. Als Jugendseelsorger, so berichtet Pilz, leitete er in Italien Anfang der 70er Jahre eine Meditation, als im Geschoss darüber eine andere Jugendgruppe begeistert und dauerhaft die Melodie von "Laudato si" auf der Gitarre klampfte. Statt sich über die gestörte Ruhe zu mokieren, ließ sich Pilz von der Begeisterung anstecken.

 Kurz darauf, vor dem 750. Todestag des Heiligen (1181/82-1226), textete er eine deutsche Version des Liedes - die dann ihrerseits durch die Decke ging. Nun also, biblische 40 Jahre später und quasi zum 75. Geburtstag, wieder "Laudato si". Das Kölner "domradio" sprach gar bereits von der "Ohrwurm-Enzyklika".

Bundeskanzlerin Angela Merkel inmitten von Sternsingern. Im Vordergrund steht ein Geländewagen (SUV), der in Tansania als Krankenwagen eingesetzt werden soll.
Bild: ©KNA

Zehn Jahre lang war Winfried Pilz Präsident des Päpstlichen Kindermissionswerks "Die Sternsinger".

Eine ureigene Aufgabe des katholischen Priesters ist das Verwandeln des Bestehenden. Das hat Pilz stets mit ansteckender Begeisterung getan. So schuf er als Pfarrer der Gemeinde St. Martinus in Kaarst (1990-2000) - das in den Nachrichten vor allem durch seinen täglichen Verkehrsstau bekannt war ("zwischen Kreuz Kaarst und Meerbusch/Neuss") - das Symbol des "Kaarster Kreuzes": ein modernes Vortragekreuz, das Christus mit dem geteilten Mantel des heiligen Martin vor dem stilisierten Autobahnkreuz zeigt.

Es wurde auch der "Obersternsinger" genannt

Diese Qualität des Verwandelns zeigte er auch in seinen zahlreichen Liedtexten und als jahrelanger Autor der Katholischen Nachrichten-Agentur, für die er geistliche Impulse zum Kirchenjahr verfasste. An alltäglichen Begebenheiten erklärte er schwierig zu erklärende Feste: Kreuzerhöhung, Epiphanie, Fronleichnam, Christkönig.

Als Präsident des Päpstlichen Kindermissionswerks "Die Sternsinger" (2000-2010) in Aachen begegnete Pilz, selbst "Monsignore" und damit päpstlicher Ehrenkaplan, großen Tieren wie Bundespräsidenten und Bundeskanzlern; damals wurde er häufig "Obersternsinger" genannt. Das Amt passte perfekt zu seiner unprätentiösen und ansteckend einfachen Art, und so bezeichnete er sich selbst dann auch gerne als "Oberkamel in der Karawane" der Hilfe.

Laudato si!

Das ist ja fast die Sensation meines Lebens!", freut sich Winfried Pilz über den Titel der Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus. Katholisch.de hat mit dem Texter des Liedes "Laudato si" über die Enzyklika und die Aufbruchszeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gesprochen.

Für seine geplant letzte Lebensstation hat sich der Karawanenführer selbst noch einmal auf den Weg gemacht - auch um einen Kreis zu schließen. Denn Winfried Pilz ist zwar seit 1966 Priester des Erzbistums Köln. Doch geboren wurde er 1940 in Warnsdorf im Sudetenland, genauer im Böhmischen Niederland. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs vertrieben, landete die Familie 1952 in Köln. Über die Jahrzehnte als Jugendseelsorger entstanden vor und nach der "Wende" von 1989 zahlreiche Kontakte, auch über den Eisernen Vorhang hinweg; so auch in die Lausitz und nach Tschechien. Und irgendwann reifte in ihm der Entschluss, der verlorenen Heimat im Ruhestand wieder näher zu rücken.

"Der Himmel hat da seinen eigenen Rhythmus"

2010 war die Entscheidung für den kleinen grenznahen 4.000-Einwohner- Ort Leutersdorf bereits gefallen: vom deutsch-belgisch-niederländischen Dreiländereck in Aachen ins Dreiländereck Deutschland - Tschechien - Polen. Doch da meldete sich Pilz' Dienstherr, der damalige Kölner Kardinal Joachim Meisner, und meinte, mit 70 Jahren könne er doch eigentlich noch etwas weitermachen. Und so übernahm Pilz bis Dezember 2012 die Leitung der deutschsprachigen Gemeinde in Prag. Unnötig zu sagen, dass inzwischen auch eine tschechische Version von "Laudato si" entstanden ist.

Auch jetzt, im Ruhestand, kehrt Franziskus - wie so häufig - zu ihm zurück. In Papst Franziskus erkennt Pilz einen neuen Impulsgeber für so manche verschütteten Anstöße des Konzils; in der franziskanischen Enzyklika eine Rückkehr zu einer Ethik und zu einem Engagement, die man vor 40 Jahren schon mal hatte. "Der Himmel hat da seinen eigenen Rhythmus", so nennt er das. Und in seiner neuen Heimat in der Oberlausitz, in Studanka, dem Heimatort seiner Mutter oben auf dem Berg und mit dem Blick hinüber nach Böhmen, da gibt es auch eine Franziskus-Kirche, um die er sich kümmert. Die einzige weit und breit.

Von Alexander Brüggemann (KNA)