Evangelische Kirche stellt "digitalen Klingelbeutel" vor
Einen den Angaben zufolge weltweit ersten elektronischen "Klingelbeutel" haben die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und die Evangelische Bank am Mittwoch in Berlin vorgestellt. Wie bei einer herkömmlichen Kollekte können Gottesdienstbesucher auch bei dem neuen Modell Bargeld in ein Samtsäckchen werfen. Im Griff des Beutels ist aber zusätzlich ein Bezahlterminal eingebaut: Mittels eines Funkchips kann dort kontaktlos und ohne Eingabe einer PIN auch mit Kredit- oder EC-Karte gespendet werden. Die Höhe ist ebenfalls am Griff des Klingelbeutels einstellbar.
"Der digitale Klingelbeutel ist ein zusätzliches Angebot zur Barspende", erklärte EKBO-Konsistorialpräsident Jörg Antoine. "Der Umgang mit der Kollekte wird damit für die Gottesdienstbesucher wie für die Kirchengemeinden vereinfacht." Die Prototypen des neuen Klingelbeutels hat die Kirche mittels eines 3D-Druckers erstellt. Das Prinzip hat die EKBO europaweit zum Patent angemeldet, außerdem wurde ein Antrag auf Gebrauchsmusterschutz gestellt.
Hybridlösung: Bargeld und Karte möglich
Im Unterschied zu anderen Systemen auf dem Markt handelt es sich um eine Hybridlösung, mit deren Hilfe man auch Bargeld geben kann. "Uns war wichtig, dass diese Lösung schnell ist", so Fabian Kraetschmer von der IT-Abteilung der EKBO. Es sollte möglich sein zu spenden, ohne durch PIN-Eingaben den Gottesdienst zu stören. Maximal sei eine Einzahlung von 25 Euro per Kreditkarte möglich. Ab Dezember solle der Klingelbeutel bundesweit erstmals in Gemeinden zum Einsatz kommen.
Anlass ist das Problem zahlreicher Kirchengemeinden, gespendetes Münzgeld auf ihr Bankkonto einzuzahlen: Immer weniger Banken nehmen noch gebührenfrei Bargeld zur Gutschrift auf einem Girokonto an. EKBO-Bischof Markus Dröge sagte vor Journalisten in Berlin, die Kollekten gehörten zum Gottesdienst, seit "der Apostel Paulus mit den aufmunternden Worten 'einen fröhlichen Geber hat Gott lieb' die Gemeinde in Korinth um Geldsammlungen für die Christen in Jerusalem gebeten hat".
Keinen echten Klingelbeutel, aber dennoch ein ähnliches Projekt gibt es bereits seit Anfang des Jahres im französischen Erzbistum Paris. Der dort eingesetzte "vernetzte Kollektenkorb" ist jedoch provisorischer gehalten. Er besteht aus einem Smartphone und einem Kartenlesegerät, die in einen Korb eingelassen sind. Auf dem Touchscreen können die Gottesdienstbesucher einen Spendenbetrag zwischen 2 und 10 Euro auswählen. (bod/KNA)