Feige über sein Bistum: Staune immer wieder über meine "kleine Herde"
Mit einem Festakt in der Kathedrale St. Sebastian hat das Bistum Magdeburg am Samstag sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Bischof Gerhard Feige äußerte sich dabei positiv über die Zukunft der ostdeutschen Diözese. Er sei zuversichtlich, "dass – auch wenn die äußere Gestalt von Kirche sich noch dramatischer verändern wird als bisher – wir auch weiterhin Möglichkeiten finden, vielfältig und lebendig Kirche zu sein", sagte Feige vor rund 200 Gästen. Die Geschichte der Kirche und ihr gegenwärtiger Zustand zeigten, dass sie auch unter schwierigsten Umständen Wurzeln schlagen und ihrer Sendung gerecht werden könne.
Der Bischof des gemessen an der Zahl der Katholiken zweitkleinsten deutschen Bistums zeigte sich dankbar, dass viele Gläubige als "schöpferische Minderheit" und in ökumenischem Geist bereit seien, sich mutig und beherzt auf Neues einzulassen. "Immer wieder kann ich nur staunen, wie begnadet und kreativ auch eine 'kleine Herde' von Gläubigen seien kann", betonte Feige.
"Ganz normale" Christen sollen stärker Kirche gestalten
Zugleich rief der 67-Jährige die Katholiken seiner Diözese auf, sich noch stärker zu engagieren. "Ich würde mich freuen, wenn es noch mehr gäbe, die Ideale haben und weniger Ansprüche stellen, selbstlos Verantwortung übernehmen und sich mit ihren Fähigkeiten einbringen", so Feige. Entscheidend sei, dass möglichst viele Getaufte und Gefirmte begriffen, dass sie eine eigene Berufung hätten und selbst Kirche seien. Beispielhaft nannte er die Beteiligung von Laien an der Leitung von Pfarrgemeinden: "Auf jeden Fall wird Kirche nicht mehr nur da existieren, wo ein Priester zur Verfügung steht und sie organisiert, sondern auch und vor allem da, wo 'ganz normale' Christen selbst dafür einstehen und sie gestalten."
Mit Blick auf die Geschichte des Bistums Magdeburg betonte Feige, dass die Diözese in den vergangenen 25 Jahren vielfältiger, aber auch kleiner und gemessen am Durchschnittsalter der Gläubigen älter geworden sei. Zudem sei es seit 1994 noch normaler geworden, keiner Kirche anzugehören. "Man muss das nicht rechtfertigen. Es ist gesellschaftlich legitimiert", betonte der Oberhirte. Auch deshalb spiele sein Bistum wirtschaftlich und personell in einer anderen "Liga" als die meisten anderen Bistümer: "Insgesamt müssen wir also schon jetzt mit Bedingungen zurechtkommen, die anderswo vielleicht noch in der Zukunft liegen."
Umso wichtiger sei die Solidarität der anderen Bistümer: "Keine Ortskirche kann und darf sich selbst genügen, wenn sie nicht ins Abseits geraten will." Dies betreffe nicht nur ihr Selbstverständnis und ihre Kontaktpflege, sondern auch ihre Verantwortung und Bereitschaft, anderen Bistümern zu helfen. "Wir leben schon von solcher Solidarität und sind dankbar dafür, wünschten uns aber ein noch größere Interesse für unsere besonderen Herausforderungen", so der Bischof, der zugleich die Hoffnung äußerte, mit den spezifischen Erfahrungen seiner Diasporadiözese andere Ortskirchen anregen und bereichern zu können.
Als Folge der deutschen Wiedervereinigung war das Bistum Magdeburg gemeinsam mit Erfurt und Görlitz am 8. Juli 1994 neu errichtet worden. Mit rund 23.000 Quadratkilometern ist das überwiegend in Sachsen-Anhalt sowie in Teilen Brandenburgs und Sachsens liegende Bistum nach der Fläche zwar die viertgrößte Diözese Deutschlands, bei der Zahl der Gläubigen rangiert es mit nur etwas mehr als 81.000 bundesweit jedoch auf dem vorletzten Platz. Feige ist seit 2005 der zweite Bischof des Bistums, sein 90-jähriger Amtsvorgänger Leo Nowak nahm ebenfalls an dem Festakt in der Magdeburger Kathedrale teil.
Linktipp: Als Deutschland drei neue Diözesen bekam
Die Gründung eines neuen Bistums ist keineswegs alltäglich, noch seltener werden gleich drei neue Diözesen auf einmal errichtet. Genau das war vor 25 Jahren in Deutschland aber der Fall: Als direkte Folge der Wiedervereinigung entstanden am 8. Juli 1994 die Bistümer Erfurt, Görlitz und Magdeburg. (Artikel von Julim 2019)Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, betonte in einem Grußwort, dass die Geschichte des Bistums Magdeburg noch lange nicht zu Ende sei. Trotz Krisen und Herausforderungen lebe die Kirche in Magdeburg in Freiheit ihren Glauben und leiste einen sichtbaren Beitrag zum Zusammenleben in der Gesellschaft. Den Gläubigen der Diözese rief Marx zu: "Leben Sie diese Freiheit, die Ihnen als Christen geschenkt wurde. Wirken Sie mit in dieser Kirche, die sich in Freiheit entfalten kann. Gestalten Sie die Gesellschaft mit, die ohne den christlichen Glauben und christliche Werte ärmer wäre."
Nuntius überbringt Grüße von Papst Franziskus
Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, überbrachte Grüße von Papst Franziskus. Eterovic äußerte zudem die Hoffnung, dass die Katholiken im Bistum Magdeburg auch in Zukunft "couragiert unterwegs" seien, um in Liebe Gott zu bezeugen.
Der frühere Erfurter Kirchenhistoriker Josef Pilvousek ging in seinem Festvortrag auf die Geschichte des Bistums Magdeburg ein. Die Ortskirche habe "manche überhasteten Entscheidungen des Einigungsprozesses auf staatlich-gesellschaftlicher Ebene nicht wiederholt", so der Professor. So seien "der Eigenwert der ostdeutschen Kirchengeschichte und die damit verbundene Lebensleistung der hier lebenden Christen" anerkannt worden.