Frankreich: Aufhebung der Immunität von Nuntius Ventura beantragt
Die französische Staatsanwaltschaft fordert die Aufhebung der Immunität des päpstlichen Nuntius Luigi Ventura. Ihm würden mehrere sexuelle Übergriffe auf junge Männer vorgeworfen, berichtet die französische Tageszeitung La Croix am Montag. Bisher hätten die Behörden den Nuntius dazu jedoch nicht befragen können, weil er als päpstlicher Diplomat besonderen Schutz vor straf- oder zivilrechtlicher Verfolgung genießt.
"Es ist eine politische Entscheidung zwischen Frankreich und dem Vatikan", sagte Edmond-Claude Fréty, Anwalt von zwei Opfern. Die Anklage hoffe nun darauf, dass der Vatikan den Antrag annimmt und man die Ermittlungen gegen Ventura vorantreiben könne. "Das würde zeigen, dass der Veränderungsprozess in der Kirche nicht nur viel heiße Luft ist."
"Als ob nichts passiert sei"
Bis der Vatikan in seinem Fall eine Entscheidung getroffen habe, werde der Nuntius voraussichtlich in Paris bleiben. Laut La Croix arbeite er weiter "als ob nichts passiert sei". Jedoch verlasse Ventura die Nuntiatur nicht mehr. Im Februar erstattete ein Mann Anzeige, der Ventura vorwarf, ihn auf dem Neujahrsempfang der Bürgermeisterin von Paris mehrmals unsittlich berührt zu haben. Inzwischen liegen weitere Vorwürfe gegen ihn vor.
Die Anwälte der Opfer hätten vor einigen Tagen einen Antrag auf Aufhebung der Immunität gestellt. Der Antrag sei vom Pariser Generalstaatsanwalt an das Justizministerium weitergeleitet worden, so La Croix. Weil es sich bei Luigi Ventura aber um einen Diplomaten handle, sei das Außenministerium zuständig. Das Außenministerium werde prüfen, ob der Antrag offiziell an den Vatikan gesandt werde. Der Vatikan habe letztendlich allerdings das Recht, ihn abzulehnen.
Luigi Ventura (74) ist seit 2009 Papstbotschafter in Frankreich. Vorher war er unter anderem in Burkina Faso, Chile und Kanada stationiert. Als Apostolischer Nuntius (Päpstlicher Bote) nimmt er die Interessen des Staates Vatikanstadt im Ausland wahr und vertritt den Papst gegenüber den Ortskirchen des entsprechenden Landes. (cst)