Pro und Contra zu Weihnachtsgebäck im Spätsommer

Früher Weihnachtsgenuss oder Konsumfrust?

Veröffentlicht am 07.10.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Gesellschaft

Bonn ‐ Alle Jahre wieder stehen sie lange vor dem Advent in den Läden: Lebkuchen, Spekulatius und Co. Katholisch.de-Redakteur Thomas Jansen findet das toll. Seine Kollegin Julia Martin sagt: Das geht gar nicht!

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Danke für die Christstollen im Oktober!

Mich nervt das! Jedes Jahr, wenn kurz nach der Freibad-Saison bereits Spekulatius, Schoko-Engel und Christstollen die Supermarktregale verstopfen, soll ich mich als Katholik empören: Diese profitgierige Süßwaren-Industrie, die keinerlei Respekt vor meinen christlichen Feiertagen hat, können die nicht bis Dezember warten?

Doch ich weigere mich! Ich habe nie verstanden, welche Logik dahinter stehen soll: Niemand zwingt mich schließlich im Oktober schon Lebkuchen zu knabbern. Und: Wie kann ich mich darüber beschweren, dass manche Muslime die Lehrpläne deutscher Schulen ändern wollen, wenn ich selbst der hiesigen Süßwarenindustrie die Produktionszeiten für Spekulatius diktieren möchte?

Außerdem: Heißt es nicht immer, Weihnachten sei viel mehr als nur Konsum? Wenn man das wirklich ernst nimmt, dann sollten Schoko-Engel im Oktober eigentlich keine existenzielle Bedrohung für die frohe Botschaft von der Geburt Christi sein.

Und ist diese Spekulatius-Schelte nicht überhaupt verlogen? Ein bisschen wohlfeile Konsumkritik vor Weihnachten, um unser schlechtes Gewissen zu beruhigen? Wir haben schließlich sonst auch keine Probleme damit, Erdbeeren im Februar zu kaufen, von Kindern genähte Jeans zu tragen und Süßigkeiten von Regenwaldzerstörern zu naschen.

Doch selbst wenn wir die Moral-Keule mal beiseitelassen: Es gibt auch einen ganz pragmatischen Grund, warum ich ein entschiedener Befürworter von Christstollen im Oktober bin: Nur so kann ich rechtzeitig bis Weihnachten herausfinden, welcher zum Fest am besten schmeckt!

Von Thomas Jansen
Bild: ©picture alliance / dpa

Lebkuchen und Spekulatius wohin das Auge reicht: Muss das im Herbst schon sein, fragt Julia Martin.

Spekulatius im Biergarten?!

Ich liebe Weihnachten. Und ich liebe den Winter. Der kann für mich eigentlich auch nicht früh genug beginnen. Aber bitte doch nicht mit Weihnachtsgebäck ab Ende August! Meine letzten Ferientage als bayerische Schülerin habe ich lieber noch in der Eisdiele (und später im Biergarten) verbracht statt nach langer Wartezeit die ersten Lebkuchen zu essen. Wobei die Heimat in der Nähe der "Lebkuchenstadt" diese Wartezeit für mich persönlich sogar hinfällig machte. Doch bei aller Liebe zu Weihnachten und der Heimatverbundenheit: Kein Lebkuchen vor dem 1. Advent.

Ernsthaft, was ist schön daran, bei strahlendem Herbstsonnenschein Weihnachtsgebäck zu essen? Kauft Ihr eigentlich auch im Winter Erdbeeren? Einfach, weil Ihr es könnt? Habt Ihr in unserer Überflussgesellschaft jeglichen Sinn für Jahreszeiten verloren? Und warum ist der Handel nur so auf Profit aus, dass er sämtliche Waren zu jedweder Jahreszeit anbieten muss? Aus Gewohnheit und "weil es halt da ist" kaufen wir. Gedankenlos. Was wir aber durch das Überangebot vergessen: Weihnachtsgebäck gehört in den Advent. Und Plätzchenbacken gehört in die Familien – während der Vorweihnachtszeit mit weihnachtlichen Liedern. Damit wir uns alle darauf vorbereiten, was wir an Weihnachten eigentlich feiern: die Geburt von Jesus.

Advent heißt Ankunft. Eine besondere Zeit, in der wir Christen uns auf die Ankunft des Herrn vorbereiten. Sei es durch das Adventsfasten, das mittlerweile mehr Tradition als Praxis ist oder eben durch auf die Vorweihnachtszeit beschränkten Genuss von Weihnachtsgebäck. Die geistliche Vorbereitung mit der physischen verbinden.

Und auch weiterhin werde ich kein Weihnachtsgebäck kaufen und die von Oma vorher zugeschickten Plätzchen im Schrank verwahren. Bis die erste Kerze am Adventskranz brennt. Denn erst, wenn ich mich innerlich, mit dem Herzen und dem Geist auf Weihnachten einstellen kann, erst dann kann ich das auch in Äußerlichkeiten wie Weihnachtsgebäck und Weihnachtsdekoration wie Opas selbstgebauter Krippe ausdrücken.

Von Julia Martin

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