Gedankenwelt eines Geistlichen
Er weihte auch 1951 den jungen Joseph Ratzinger und seinen Bruder Georg zu Priestern. Die Veröffentlichung auf der Homepage www.faulhaber-edition.de steht im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten, zwölfjährigen Projekts "Kritische Online-Edition der Tagebücher von Michael Kardinal von Faulhaber (1911-1952)".
Umfangreich kommentierte Leseversion
An diesem sind das Archiv des Erzbistums München und Freising, das Institut für Zeitgeschichte und das Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte in Münster beteiligt. Die Texte werden künftig in einer umfangreich kommentierten Leseversion im Internet zugänglich sein.
Faulhaber verfügte laut Mitteilung über ein dichtes Netz von Kontakten zu Vertretern aus Kirche, Politik, Adel und Journalismus im In- und Ausland. Dazu zählten die Päpste Pius XI. und Pius XII., US-Präsident Warren G. Harding, Konrad Adenauer oder Heinrich Brüning. Die lückenlos überlieferten Tagebücher umfassen den Zeitraum von 1911 bis 1952; Faulhaber berichtet über das Kaiserreich und den Ersten Weltkrieg, die Münchner Räterepublik, die Weimarer Republik, die NS-Diktatur und über die Anfänge der Bundesrepublik Deutschland.
Einträge zu 52.000 Besuchen und Gesprächen
Notiert sind Einträge zu etwa 52.000 Besuchen und Gesprächen, wie es in der Ankündigung heißt. Die Aufzeichnungen ermöglichten einen Einblick in große politische Zusammenhänge sowie in die Gedankenwelt des Geistlichen. Verfasst wurden sie zum größten Teil in der Kurzschrift "Gabelsberger", die heutzutage nur noch wenige Experten entziffern können. Mit Mitteln, die der Münchner Kardinal Reinhard Marx bereitgestellt hatte, konnten in München an der Ludwigs-Maximilians-Universität Kurse eingerichtet werden, um diese Stenografie-Form zu erlernen. Die Tagebücher fielen erst 2010 an den Erzbischöflichen Stuhl zurück, seit April 2012 sind sie der Forschung zugänglich. (KNA)