Gedenken an die Lübecker Märtyrer
An der Messfeier nahmen auch Heßes Amtsvorgänger, der emeritierte Erzbischof Werner Thissen, sowie Generalvikar Ansgar Thim, Lübecks Pröpstin Petra Kallies und Mitglieder des Arbeitskreises "10. November" teil. Zu Beginn versammelten sich zahlreiche Teilnehmer zur Todesstunde um 18.00 Uhr in der Krypta, die als Gedenkstätte eingerichtet ist.
Heße hob in seiner Predigt die Einzigartigkeit eines jeden der Vier hervor. Bevor man von der Gruppe der vier Geistlichen spreche, müsse auf jeden Einzelnen und seine Berufungsgeschichte geschaut werden. "Christ sein beginnt damit, dass ein Einzelner merkt: 'Ich bin gemeint. Ich bin gerufen. Ich stehe im Fokus des Interesses Gottes'", sagte Heße.
Heße: Christentum widerspricht NS-Ideologie
Dieser Gedanke der Individualität sei das Gegenteil der Ideologie der Gleichschaltung im "Dritten Reich" gewesen, so Heße weiter. Die christliche Berufung laute darauf, sich mit seinen Begabungen und Anlagen "in die Welt und in das Reich Gottes mitten in dieser Welt" einzubringen. Genau das hätten die vier Geistlichen aus Lübeck bewusst getan, erklärte Heße. Ihre enge Gemeinschaft habe sich dann durch die Gefangenschaft und selbst den Tod nicht mehr auseinanderdividieren lassen.
Die drei katholischen Kapläne Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Friedrich Karl Stellbrink hatten während der NS-Zeit als Geistliche in Lübeck gewirkt. In Predigten und persönlichen Zeugnissen protestierten sie gegen die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten und wurden deswegen am 10. November 1943 ermordet. Die drei katholischen Geistlichen wurden am 25. Juni 2011 in Lübeck seliggesprochen, Pastor Stellbrink erhielt dabei ein ehrendes Gedenken.
Heße setzt sich für Heiligsprechung ein
Heße hatte Anfang November angekündigt, sich für eine Heiligsprechung der Lübecker Märtyrer einsetzen zu wollen. Diese seien "Glaubenszeugen der Gegenwart", sagte er am Allerheiligensonntag im Hamburger Mariendom zum Abschluss des Festgottesdienstes, bei dem er das päpstliche Ehrenabzeichen seiner Amtswürde, das Pallium, erhielt. Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, habe ihn aufgefordert, gemeinsam daran zu arbeiten, "dass aus den Seligen bald Heilige werden". (kim/KNA)