"Donne Chiesa Mondo"-Redakteurinnen beklagen geforderten Gehorsam

Gesamte Redaktion von vatikanischer Frauenzeitschrift tritt zurück

Veröffentlicht am 26.03.2019 um 13:15 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Alle elf Mitarbeiterinnen der vatikanischen Frauenzeitschrift "Donne Chiesa Mondo" quittieren ihren Dienst. Grund seien geforderter Gehorsam und die Auswahl neuer Mitarbeiterinnen "von oben", heißt es.

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Die gesamte Redaktion der vatikanischen Frauenzeitschrift "Donne Chiesa Mondo" tritt zurück. Gründerin Lucetta Scaraffia begründete den Abgang mit einem Klima wachsenden "Misstrauens" gegen sie und ihre Redaktion sowie einer "Entmachtung", wie sie in einem offenen Brief an Papst Franziskus und einem letzten Leitartikel schreibt. Neben Scaraffia arbeiten zehn weitere Mitarbeiterinnen in der Redaktion der Zeitschrift.

In dem Leitartikel klagt Scaraffia über die Auswahl neuer journalistischer Mitarbeiterinnen. Diese müssten "Gehorsam garantieren" und würden "von oben" bestimmt. Dies stehe jedoch im Widerspruch zu einem "echten, freien und mutigen Dialog zwischen Frauen, die die Kirche in Freiheit lieben, und Männern, die Teil derselben sind". Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus hätten die Zeitschrift stets unterstützt, betont die 70-jährige Publizistin.

Neuer "Osservatore"-Chef weist Anschuldigungen zurück

Die Zeitschrift "Donne Chiesa Mondo" (Frau, Kirche, Welt) lag seit 2012 einmal im Monat der Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" bei. Seit Mai 2016 erschien sie als eigenständiges Magazin, allerdings weiter unter dem Dach des "Osservatore". Im Januar übernahm Andrea Monda als neuer Chefredakteur die Leitung. "Jetzt scheint es uns, dass eine lebensnotwendige Initiative zum Schweigen gebracht wird und dass man zu den veralteten, vertrockneten Sitten zurückkehrt, unter der direkten Kontrolle von Männern Frauen auszuwählen, die als vertrauenswürdig gelten", schreibt Scaraffia in ihrem Brief an Franziskus. Chefredakteur Monda wies die Anschuldigung am Dienstag zurück, er habe Mitarbeiter "nach dem Kriterium des Gehorsams ausgewählt". Zudem betonte er, er werde die Frauenzeitschrift weiterführen.

"Donne Chiesa Mondo" griff wiederholt schwierige Themen auf wie die Ausbeutung von Ordensfrauen durch Priester. Zuletzt thematisierte die Zeitschrift im Februar 2019 den sexuellen Missbrauch von Ordensfrauen durch Geistliche. Papst Franziskus gab daraufhin öffentlich zu, dass das Problem im Vatikan bekannt sei. (tmg)