"Das würde der Kirche guttun"

Grütters plädiert für Zulassung von Frauen zum Priesteramt

Veröffentlicht am 03.07.2019 um 09:15 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Mit geweihten Frauen hätte es den Missbrauchsskandal in diesem Ausmaß nicht gegeben, sagt Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Frauen könnten der Kirche viel geben – was diese jedoch noch nicht annehme.

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Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) plädiert mit Blick auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche für die Zulassung von Frauen zum katholischen Priesteramt. "Mit mehr Frauen in der männerdominierten Kirche wären so viele Missbrauchsfälle nicht möglich gewesen", erklärte das Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken am Dienstagabend bei der Berliner Auftaktveranstaltung der Kampagne "bewegen" des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB). Die kirchlichen Strukturen hätten den sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen begünstigt.

Frauen in Weiheämtern würden dazu beitragen, "das Gemeindeleben zu stabilisieren. Sie bringen Fähigkeiten mit, die sich von denen der Männer unterscheiden. Das würde der Kirche guttun", betonte Grütters, die selbst KDFB-Mitglied ist. Gleichberechtigung sei ja kein Selbstzweck. Durch die Beteiligung von Frauen "entsteht Vielfalt".

Vielfalt durch Frauen

In der globalisierten Welt suchten viele Menschen nach Halt und Orientierung, so die Katholikin. "Es tut weh, dass unsere Kirche darauf kaum noch Antworten findet." Grütters rief die Frauen dazu auf, die Kirche "zu bewegen".

Auch in Kunst und Kultur würden Frauen immer noch mit einem "Mangel an Wertschätzung konfrontiert", so die Politikerin weiter. "Männer besetzen Spitzenpositionen, verdienen mehr, haben Leitungspositionen, an denen sich andere orientieren." Gerade angesichts der MeToo-Debatte sei Parität bei der Besetzung der Führungspositionen die beste Prävention gegen Missbrauch. Die Berliner KDFB-Vorsitzende Barbara John forderte die Frauen dazu auf, nicht in der "Opferrolle" zu verharren, sondern die "Angreiferrolle" zu übernehmen.

Die bundesweite KDFB-Kampagne "Bewegen!" war am Weltfrauentag am 8. März gestartet worden. Schwerpunktthemen sind unter anderem Frauenweihe, Solidarität und Lohngerechtigkeit. Seit seiner Gründung 1903 setzt sich der KDFB für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in allen Lebensbereichen ein.

Zur Stellung von Frauen hatte sich bereits gestern der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, geäußert. Er könne sich zwar Frauen als Leiter etwa vatikanischer Dikasterien vorstellen. Eine mögliche Priesterweihe sehe er jedoch skeptisch: Dagegen sprächen die lange Tradition des männlichen Priestertums sowie die Ablehnung der Frauenweihe durch Papst Johannes Paul II. (cph/KNA)