Neuer Fuldaer Bischof ins Amt eingeführt

Guter Start für Bischof Gerber in Fulda

Veröffentlicht am 31.03.2019 um 21:25 Uhr – Lesedauer: 

Fulda ‐ Bescheiden wie herzlich zeigte sich Michael Gerber im feierlichen Gottesdienst zu seiner Einführung im Fuldaer Dom. Der neue Bischof des hessischen Bistums führt eine Diözese mit großer Vergangenheit – und blickt in die Zukunft.

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Kurz vor Beginn der Messe huscht der "Neue" nochmal durchs Kirchenschiff: Noch ohne Mitra und Gewand macht sich Michael Gerber noch ein Bild des von frühlingshafter Sonne durchfluteten Barock-Doms. Der ist zu diesem Zeitpunkt schon bis auf den letzten Platz gefüllt, für interessierte Gläubige wird die Feier auf den Domplatz, in eine weitere Innenstadtkirche und im Fernsehen übertragen. Der ernannte Neubischof bleibt natürlich nicht unerkannt und schnell ist überall in der Kirche klatschen zu hören, bevor er so schnell verschwindet, wie er gekommen ist.

Nur wenige Minuten später zieht er dann in den Dom ein, dieses Mal ganz offiziell und feierlich – und sichtlich angespannt. Am Ende einer langen Reihe aus Fahnenträgern der Schönstatt-Bewegung, aus Kolpingfamilien, der KFD und weiteren Gemeinschaften nähert er sich mit dem Domkapitel und Bischöfen aus ganz Deutschland dem Altarraum der Kathedrale. Dort warten vor dem Grab des heiligen Bonifatius zwei bedeutungsvolle Relikte auf ihn: ein Buch und ein Stab. Das Buch ist der Codex Ragyndrudis, eine Sammlung von Bibeltexten und theologischen Erklärungen. Ihn trug Bonifatius auf seinen Missionsreisen, die ihm den Beinamen "Apostel der Deutschen" bescherten, stets mit sich. Auch am 5. Juni 574 hatte er ihn dabei, als er von heidnischen Friesen wegen seines christlichen Glaubens ermordet wurde. Die Überlieferung sagt, dass er dieses Buch bei seinem Martyrium vor sich hielt – es trägt noch heute in Form von Schnitten deutliche Spuren davon. Daneben steht der Bonifatiusstab, der die Fuldaer Bischöfe seit dem 12. Jahrhundert begleitet.

Linktipp: Michael Gerber als Bischof von Fulda ins Amt eingeführt

Nicht einmal eine halbe Stunde nach Beginn des Gottedienstes war es soweit: Michael Gerber nahm auf der Kathedra, seinem neuen Bischosstuhl Platz und ist damit jetzt als Bischof von Fulda im Amt. Zuvor war ihm schon der Bonifatiusstab überreicht worden, der im Bistum Fulda traditionell eine wichtige Bedeutung hat.

Diese lange Vergangenheit steht nicht nur räumlich im Zentrum der Feier. Der apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, übergibt die Ernennungsurkunde von Papst Franziskus an den Domdechanten, der sie dem Domkapitel vorzeigt. Damit ist Michael Gerber jetzt offiziell Bischof des Bistums Fulda – einem Amt, dem er laut eigener Aussage mit Ehrfurcht begegnet. Nach der Verlesung der Ernennungsurkunde überreicht der Paderborner Erzbischof Hand-Josef Becker den Bonifatiusstab an Gerber – damit ist ein Bogen vom Gestern ins Heute gespannt.

Ein Bogen vom Gestern ins Heute

Dieser Gedanke durchzieht auch die Predigt, die Gerber nach dem Evangelium über den verlorenen Sohn (Lk 15,1-3.11-32) hält: Denn für ihn sind die Herausforderungen an Christen heute denen der Zeit des Heiligen Bonifatius sehr ähnlich: Einen Raum zu öffnen und Beziehungen zu ermöglichen, durch die Menschen eine Beziehung zu Jesus Christus finden. "Es geht darum, dass Menschen aus dieser Christusbeziehung heraus die Herausforderungen ihres Lebens so angehen können, dass sie daran letztlich nicht zerbrechen, sondern wachsen", sagt Gerber. Deshalb hat er den Relikten etwas hinzugefügt: Vor seiner Einführung ist er die Bonifatiusroute entlang nach Fulda gepilgert – und 1.000 Menschen haben ihn auf dieser Reise begleitet. Viele davon haben auf einer Papierrolle unterschrieben, die das Podest bedeckt, auf dem das Buch steht. Im ehrwürdig-barocken Kirchenraum mit seinen verzückten Heiligen und zum Himmel sehnenden Putten ein bunter Fleck im Altarraum. "Die passt ästhetisch überhaupt nicht in den Kirchenraum", gibt er zu. "Aber manches Neue passt eben nicht." Gerber will der langen Tradition des Bonifatius neue Impulse im Heute geben.

Der neue Fuldaer Bischof Michael Gerber
Bild: ©Bistum Fulda/Ralph Leupolt/Arnulf Müller

Der neue Fuldaer Bischof Michael Gerber nach seiner Amtseinführung im März 2019.

Dafür bringt er viele Erfahrungen aus der Jugendarbeit mit – und damit auch in das diversifizierte Glaubensleben der Gegenwart. "Längst nicht für jeden ist eine verbindliche Gemeinschaft die Form des für ihn oder sie passenden Christseins. Auch Jesus scheint nicht von jedem, der ihm nachfolgen wollte, eine enge verbindliche Form verlangt zu haben", sagt er. Die Kirche wird sich verändern, auch ganz konkret vor Ort im Bistum. In diesem Prozess befindet sich die Diözese bereits. Gerber mahnt aber auch: Diese Veränderungen werden nicht ohne Enttäuschungen und Spannungen vor sich gehen. Aber Gerber ist zuversichtlich: "Diese Geschichte geht weiter mit uns. Gott will mit uns Geschichte schreiben." Diese Gemeinschaft lebt der Bischof selbst vor: Er ist in der Schönstatt-Bewegung fest verwurzelt, die auch im Dom zahlreich vertreten ist. Außerdem sind viele Familienmitglieder nach Fulda gekommen.

Viele Gläubige zieht es nach Fulda

Die Sympathie der Fuldaer scheint ihm gewiss: Es gibt reichlich Applaus im übervollen Dom, dazu schallen die Gesänge und feierliche Musik durch den Raum. Auch zahlreiche Bischöfe sind gekommen, nicht nur als Konzelebranten – sie füllen auch die ersten Reihen des Kirchenschiffs. Mit seiner Einführung als Fuldaer Bischof ist Michael Gerber mit seinen 49 Jahren der jüngste Diözesanbischof Deutschlands. Ein Fakt, an den der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, gern erinnert – traf das doch auf ihn bei seinem Amtsantritt ebenfalls zu. Doch das bleibe nicht so, erinnert er. Darüber hinaus nennt er Gerber einen "jungen, inspirierenden Mitbruder" und lobt dessen "Offenheit und geistliche Tiefe".

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Doch vor allem die Gemeinde freut sich auf den neuen Bischof, der nach 17-jähriger Amtszeit dem vergangenes Jahr emeritierten Heinz Josef Algermissen nachfolgt. Nach dem Gottesdienst strömen Scharen an Menschen zum Beisammensein ins an den Dom angrenzende Priesterseminar. Sobald Michael Gerber einen Fuß auf die Straße setzt, ist er von Menschen umgeben, die ihm gratulieren und mit ihm ins Gespräch kommen wollen. Gerber kommt diesem Wunsch gerne nach, ist die persönliche Beziehung für ihn doch ein Schlüsselelement der Gotteserfahrung. In direkter Nachbarschaft zum Grab des "Apostels der Deutschen" setzt also ein Neuer an, den Glauben in die nächste Generation weiterzugeben. An diesem Frühjahrsabend in Fulda kein schlechter Start.

Von Christoph Paul Hartmann