Hagenkord kritisiert Kardinal Brandmüller: "Heftige Unterstellungen"
Jesuit und Vatikan-Experte Pater Bernd Hagenkord übt scharfe Kritik an Äußerungen von Kurienkardinal Walter Brandmüller zur Amazonas-Synode. Brandmüller benutze in seinem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) eine "heftige Unterstellung". Mit einem Federstrich werde alles abgetan, was auf dem Programm der Synode stehe, "damit man sich wieder brav auf die ewig gleichen Themen konzentrieren kann", schreibt Hagenkord in seinem Blog. Und dieses Thema sei für Brandmüller vor allem die Verteidigung des Zölibats in seiner heutigen Form.
Brandmüller: Bei Amazonas-Synode geht es nicht um Amazonien
Bandmüller hatte am Dienstag in der "FAZ" geschrieben, bei der Amazonas-Synode gehe es eigentlich gar nicht um die Region in Lateinamerika und deren Probleme, sondern um den Zölibat und einen von Papst Franziskus gewollten radikalen Umbau der katholischen Kirche. Niemand, der die gegenwärtige Situation in der katholischen Kirche aufmerksam beobachte, werde im Ernst glauben, dass es bei dem Bischofstreffen im Herbst "wirklich um das Schicksal der Amazonaswälder und ihrer Bewohner" gehe, so der Kardinal.
Für Hagenkord ist die Argumentation Brandmüllers zur Synode keine "Verteidigung von Tradition", sondern eine "Destruktion von Dialog". Bei der Amazonas-Synode geht es durchaus um Umweltschutz, den Respekt vor anderen Kulturen und pastorale Herausforderungen, so der scheidende Redaktionsleiter bei "Vatican News". Papst Franziskus habe mit seiner Enzyklika Laudato Si den Schutz der Schöpfung auf den Plan gebracht und klargestellt, dass dieser für Christen "nicht optional sei". "Wenn die Antwort darauf die ist, dass wir um den Zölibat kämpfen müssen – sei es dafür oder dagegen – dann bin ich ziemlich deprimiert", so Hagenkord. Brandmüllers Beitrag zeige, dass "ihm andere Kulturen, deren Fragen und Anliegen nicht wichtig sind, solange das nicht auf seine Themen zurückzuführen ist".
Vom 6. bis 27. Oktober
Die Amazonas-Synode tagt vom 6. bis 27. Oktober im Vatikan. Bei der internationalen Bischofsversammlung soll es nach offiziellen Angaben neben Ökologie auch um Theologie und Seelsorge, um die Belange der Indigenen, sowie um Menschenrechte gehen. Angesichts pastoraler Notsituationen soll auch die Frage der Priesterweihe für verheiratete Männer diskutiert werden. Auch mögliche neue Ämter für Frauen in der Kirche sind ein Thema. (gho)