Schwester Charis Doepgen über das Sonntagsevangelium

Heiliger Tag der drei Wunder

Veröffentlicht am 19.01.2019 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 
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Bonn ‐ Das berühmte erste Wunder von Jesus, bei dem er Wasser in Wein verwandelt, ist das Zentrum des Sonntagsevangeliums. Für die Kirche sind an dem Tag aber noch zwei weitere Wunder wichtig, schreibt Schwester Charis Doepgen.

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Impuls von Schwester Charis Doepgen

Feste feiern wie sie fallen – die Weihnachtszeit gab reichlich Gelegenheit. Viel Wunderbares hörten wir. Wer erwartet, dass es nun im Jahreskreis nüchterner wird, hat nicht die rund 600 Liter Wein bedacht, die an diesem Sonntag vor uns stehen. Eine Hochzeitsfeier irgendwo in Kana wird zu einem Fest des Glaubens. Auf der Gästeliste stehen die Mutter Jesu und Jesus selbst mit seinen Jüngern.

Dass auf einem Fest auch mal der Wein ausgehen kann, ist peinlicher Alltag. Maria, die ihren Sohn auf das Missgeschick aufmerksam macht, erweist sich zunächst einfach als praktische Hausfrau. Erstmals aufhorchen lässt Jesu Reaktion. Was soll die Anrede "Frau"? Und an welche "Stunde" denkt er? – Und dann verstehen wir auch Maria nicht mehr mit ihrer Anweisung: "Was er euch sagt, das tut!"

Was Jesus dann sagt, ist kein Gebet, sind keine Wandlungsworte, es ist der schlichte Auftrag: "Füllt die Krüge mit Wasser!" Bei der Menge war das eine längere Prozedur. Dass mit diesem Wasser etwas geschehen war, offenbarte sich erst beim Verkosten. Da hatten sich "Diener" einfach an Jesu Wort gehalten – und etwas Köstliches war entstanden! Der Evangelist kommentiert dieses "Zeichen" mit der Feststellung, Jesus "offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn".

"Herrlichkeit" ist ein Schlüsselbegriff im Johannes-Evangelium. Schon im Prolog (1,14) zeigt sich, dass für die Jünger damit eine Wirklichkeit erfasst wird, die sie als den Background Jesu wahrgenommen haben. Wo dieses Wort auftaucht, wird ein Blitzlicht gezündet, das den Christus in Jesu sichtbar macht. Um die Herrlichkeit des Zeichens Jesu in Kana zu verstehen, müssen wir zurückblenden zum Fest Epiphanie. "Drei Wunder zieren den heiligen Tag, den wir feiern: heute führte der Stern die Magier zur Krippe; heute wurde bei der Hochzeit Wasser zu Wein; heute wollte Christus im Jordan von Johannes getauft werden, um uns zu erlösen" – mit diesen Worten umreißt die Magnifikat-Antiphon am 6. Januar das Festgeheimnis der Erscheinung des Herrn. Das dreimalige "Heute" holt die göttlichen Heilstaten in eine sakramentale Gegenwärtigkeit. Hinter der nüchternen Sprache römischer Liturgie verbirgt sich eine mystische Gedankenwelt der frühen Kirche, die besonders in der Theologie der syrischen Kirchenväter entfaltet wird. Die Benediktus-Antiphon am 6. Januar bringt diese Dimension zum Ausdruck und erscheint wie die Tiefenschicht der vorherigen Antiphon: "Heute wurde der himmlische Bräutigam der Kirche verbunden, denn im Jordan wusch Christus ihre Schulden ab. Die Magier eilen mit Gaben zur königlichen Hochzeit und an dem aus Wasser verwandelten Wein erfreuen sich die Gäste". Die wunderbare Gabe der Liturgie, Unaussprechliches auszudrücken und hinter einfachen Bildern große Horizonte ahnen zu lassen, ist hier besonders deutlich.

Auf der Hochzeit zu Kana wächst Maria über die Rolle als Mutter Jesu hinaus zum Abbild der Kirche. Mit dieser Hoch-Zeit beginnt ein Fest, das im himmlischen Hochzeitsmahl seine Vollendung finden soll. Als  versteckter Hinweis, dass hier eine Zeitenwende angebrochen ist, kann Vers 6a gelten: "Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach." Das weist auf die Einhaltung des Gesetzes hin. Jesus macht die Krüge für die Reinigung zu Krügen der überströmenden Festesfreude. Gesetz wird durch Gnade abgelöst. Wer das als neues Paradigma des Glaubens verstanden hat, dem offenbart sich im Herzen die Herrlichkeit Gottes.

Von Sr. Charis Doepgen OSB

Evangelium nach Johannes (Joh 2,1-11)

In jener Zeit fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.

Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!

Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungssitte der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist! Sie brachten es ihm.

Dieser kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.

So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.

Die Autorin

Schwester Charis Doepgen OSB ist Benediktinerin in der Abtei St. Erentraud in Kellenried bei Ravensburg.

Ausgelegt!

Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreiben Ordensleute und Priester für uns.

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