"Habe Papst Benedikt wie Franziskus dazu Papiere vorgelegt"

Jesuit will Fest "Beschneidung des Herrn" wiedereinführen

Veröffentlicht am 09.01.2019 um 16:27 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Bis zum Zweiten Vatikanum feierte die Kirche am 1. Januar das Fest der "Beschneidung des Herrn". Jetzt fordert der Schweizer Jesuiten-Provinzial Christian Rutishauser eine Wiedereinführung. Dafür habe er bereits zwei Päpste kontaktiert. Das sind seine Gründe.

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Für eine Wiedereinführung des Fests "Beschneidung des Herrn" am 1. Januar hat sich nun auch der Provinzial der Schweizer Jesuiten, Christian Rutishauser, ausgesprochen. "Ich habe Papst Benedikt wie Franziskus dazu Papiere vorgelegt, mit der Bitte, das Fest der Beschneidung Jesu am 1. Januar wiederherzustellen", sagte er der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Rutishauser plädiert dafür, die Beschneidung als "Mysterium" zu verstehen, "mit dem Jesus als Kind in den von Gott nie gekündigten Bund mit Abraham eintritt". Dieser Bund werde somit "in den Leib des Herrn eingeschrieben". Die Beschneidung gilt als Zeichen des Bundes Gottes mit dem Volk Israel.

Eine Wiedereinführung des Festes hatte kürzlich auch der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück angeregt. Das Jubiläumsjahr 50 Jahre nach der Liturgiereform - und damit auch der Abschaffung des Festes - nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wäre ein guter Anlass dazu, so Tück in einem Beitrag für die "Neue Zürcher Zeitung". Eine Rückkehr des Festes wäre ein "demonstrativer Akt der Solidarität mit den Juden heute, denen in Zeiten eines erstarkenden Antisemitismus auch und gerade durch Christen der Rücken zu stärken ist". Bereits 2016 habe Papst Franziskus bei einem Besuch der Großen Synagoge in Rom diesen Vorschlag als "eine gute Idee" bezeichnet.

Wiedereinführung wäre auch ökumenisches Signal

Neben einer Solidarisierung mit dem Judentum, der Erinnerung an die Verwiesenheit des Christentums auf das Judentum und die "Erinnerung an die jüdische Identität Jesu, die nicht geschichtsvergessen überspielt werden" dürfe, wäre eine Wiedereinführung des Fests nach Ansicht des Dogmatikers auch ein ökumenisches Signal: "Die katholische Kirche würde wieder anschließen an die Praxis des Ostens und der Reformationskirchen, die das Fest der Beschneidung immer beibehalten haben."

Auch wenn das Thema Beschneidung ein heikles sei, das vor wenigen Jahren auch durch Gerichtsverfahren zu einer breiten öffentlichen Debatte in Deutschland und Österreich geführt habe: Das Fest erinnere an die Tatsache, dass Jesus "nicht Christ, sondern Jude" und somit beschnitten gewesen sei, so Tück. Somit könne das Fest den "Zusammenhang von Altem und Neuem Bund" neu ins Bewusstsein rufen.

Im Verlauf des 6. Jahrhunderts bildete sich in Spanien ein Fest "Beschneidung und Namengebung des Herrn" heraus, das im 12. Jahrhundert auch von Rom übernommen wurde. Das Fest Beschneidung des Herrn wurde bis zur Liturgiereform von 1969 gefeiert. Derzeit wird am 1. Januar das Hochfest der Gottesmutter Maria begangen. (tmg/KNA)