Das Lukasevangelium für Kinder
Zu der Zeit, als Jesus geboren wurde, regierte der Kaiser Augustus über das Römische Reich, zu dem auch Judäa und Galiläa gehörten. Der Kaiser brauchte Geld. Deshalb wollte er wissen, wie viele Menschen zu seinem Reich gehörten und Steuern zahlen mussten. Er befahl deshalb, dass jeder in seine Heimatstadt geht und sich dort in eine Steuerliste einträgt. Auch Josef, ein Zimmermann aus Nazaret, musste in seine Heimatstadt Betlehem reisen. Denn diese war die Stadt des Königs David, von dem Josef abstammte.
Ein Engel erschien Josef
Josef war mit Maria verlobt. Als er bemerkte, dass sie ein Baby erwartete, beschloss er zuerst, sich von ihr zu trennen. Er dachte nämlich, sie sei ihm untreu geworden und habe das feierliche Versprechen der Verlobung gebrochen. Doch Gott schickte Josef in der Nacht einen Engel, der ihm im Traum erschien. Der Engel sagte: "Mach dir keine Sorgen, Josef! Den Sohn, den Maria bekommen wird, hat sie durch den Geist Gottes empfangen. Gib ihm den Namen Jesus. Das heißt 'der Retter'. Denn dieses Kind ist der von Gott Auserwählte. Nimm also Maria zu deiner Frau und behandle das Kind wie deinen eigenen Sohn." Josef war überglücklich und froh, dass Maria ihm nicht untreu geworden war. Und er beschloss, für immer für sie und ihr Kind da zu sein.
Sie fanden keine Herberge
Natürlich war die Wanderung nach Bethlehem sehr anstrengend, vor allem für Maria, die bald ihr Kind bekommen sollte. Wie froh waren Josef und Maria, als sie endlich am Ziel waren. Sie suchten eine Herberge, aber alle waren bis auf den letzten Platz belegt. In Bethlehem wimmelte es wegen der Volkszählung von Menschen. Ein Herbergsbesitzer hatte Mitleid und bot den beiden Fremden einen Stall an, in dem sie übernachten konnten. Er diente den Tieren auf dem Feld als Unterschlupf in der Nacht. Der Mann gab Maria und Josef noch Decken. Denn die Nächte waren kalt. Kaum hatte Josef den Stall gesäubert und hergerichtet, brachte Maria ihr Kind zur Welt, einen Jungen. Sie nannten ihn Jesus, wie der Engel es Josef aufgetragen hatte. Maria wickelte das Kind in Windeln. Und da sie keine Wiege hatten, legte Josef das Baby in die Futterkrippe.
Der Himmel war voller Engel
In der Nähe lagerten Hirten auf den Feldern. Viele schliefen bereits, als es plötzlich hell vom Nachthimmel leuchtete. Ein Engel Gottes trat zu den Hirten. Sie hatten große Angst. Der Engel aber sagte: Fürchtet euch nicht. Denn ich verkünde euch eine große Freude. Heute wurde in Bethlehem der Auserwählte geboren, euer aller Retter. Geht und seht selbst! Ihr werdet das neugeborene Kind in einem Stall finden. Es liegt dort in einer Futterkrippe.
Die Hirten schauten wie gebannt zum Himmel, aus dem der Engel herabgestiegen war. Da war plötzlich der ganze Himmel voller Engel. Sie sangen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen auf der Erde. So schnell die Engel gekommen waren, verschwanden sie wieder. Die Hirten aber konnten kaum glauben, was sie erlebt hatten. Ein alter weiser Hirte sagte: Kommt, lasst uns das neugeborene Kind in der Krippe suchen!
Die Hirten liefen zur Krippe
Die Hirten liefen, so schnell sie konnten, bis sie endlich den Stall erreicht hatten. Dort fanden sie Maria, Josef und das Kind in der Krippe. Die Hirten fielen auf die Knie und beteten es an. Dann erzählten sie Maria und Josef von den Engeln und ihrer Botschaft. Maria freute sich, und sie bewahrte alles, was sie gehört hatte, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
(Nacherzählt aus Lukas 2 im Neuen Testament)
Liebe Kinder,
wenn in unserer Welt ein Königskind geboren wird, steht es am nächsten Tag in allen Zeitungen. Die ganze Welt kann das Baby bewundern. Und ganz bestimmt liegt es in einer prächtigen Wiege und ist schön angezogen. Und wie war es bei Jesus, dem Sohn Gottes, dem Sohn des Schöpfers von Himmel und Erde, der unendlich mächtiger ist als alle Könige der Welt? Die Geburt dieses kleinen Jungen wurde nicht herausposaunt. Er lag in keiner Prinzenwiege, sondern in einer Futterkrippe, aus der sonst die Tiere fressen.
Nicht das gesamte römische Reich feierte die Geburt Jesu, sondern nur ein paar Hirten, die kamen, um das Kind anzubeten. Keine Glocken erklangen, und es wurden auch keine Böllerschüsse abgegeben. Dafür verkündeten Engel den Hirten die frohe Botschaft und sangen Loblieder. Statt Jubel und Prunk gab es stille und tiefe Freude in den Herzen einfacher Menschen.
Geschenke des Herzens
Was glaubt ihr, wenn der König Herodes oder der Kaiser Augustus einen Sohn bekommen hätten? Wären die Hirten auch dorthin gegangen? Nein, sie hätten sich niemals getraut, in einen prächtigen Palast zu gehen. Denn sie waren ja nur arme Hirten. Aber als sie hörten, dass ihr Messias in einem Stall zur Welt gekommen war, arm und in einer Futterkrippe liegend: Da hatten sie Mut, dorthin zu eilen, ganz ohne Angst. Denn die Familie im Stall war ja noch viel ärmer als sie. Sie mussten sich also nicht schämen, mit leeren Händen vor dem neugeborenen Kind zu stehen. Sie hatten ja nichts, was sie ihm und den Eltern schenken konnten, vielleicht ein wenig Wolle, Milch oder ein selbst geschnitztes Holzschäfchen. Aber sie wussten, dass diese einfachen Geschenke und ihr offenes Herz wichtiger waren als alle Reichtümer der Welt.
Bei Gott gelten andere Regeln
Wir sehen am Beispiel der Geburt Jesu: Bei Gott gelten andere Regeln, zum Beispiel, dass wir wahren Reichtum des Herzens nur selten in den Palästen der Könige und Herrscher finden werden, sondern in den Herzen friedlicher und einfacher Menschen. Auch Jesus rückt später auf seinen Wanderungen durch Galiläa die Prahlerei und das Protzen vieler Menschen zurecht. Er predigt und lebt vor, worauf es wirklich im Leben ankommt.
Von Margret Nußbaum