Kardinal Kasper: Papstgegner wollen ein neues Konklave
Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche wird nach Meinung des deutschen Kardinals Walter Kasper für eine Diskussion um die Person von Papst Franziskus missbraucht. "Es gibt schon Leute, die einfach dieses Pontifikat nicht mögen, und die wollen das so schnell wie möglich beenden und wollen sozusagen ein neues Konklave haben", sagte Kasper in einem Beitrag des ARD-Politmagazins "report München" (Dienstag). Diese Papstwahl wollten sie dann so vorbereiten, dass sie in ihrem Sinne ausgehe, so Kasper.
Auch die Irin Marie Collins, die Beraterin in der päpstlichen Kinderschutzkommission war, wirft Gegnern von Franziskus in dem Fernsehbeitrag vor, das Thema Missbrauch zu instrumentalisieren. Opfer wie sie und die Kommission seien als günstige Gelegenheit betrachtet worden, die Initiativen des Papstes zu torpedieren. "Es war also eine Art Politik der Spaltung. Die Sicherheit der Kinder spielte keine Rolle", so Collins, die von ihrem Amt vor knapp zwei Jahren zurücktrat.
Burke: Papst stiftet Verwirrung
Gleichzeitig warf sie dem Papst vor, zu wenig gegen Missbrauch zu tun. Die Kommission habe ihm Vorschläge unterbreitet. Er habe sie genehmigt, aber deren Umsetzung nicht kontrolliert.
Der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke dagegen beschuldigt Franziskus, Verwirrung zu stiften. Einen Rücktritt des Papstes will Burke in dem Beitrag nicht fordern. Es treffe aber zu, dass aus Sicht früherer Theologen ein Papst, der von seinem Amt vor allem in dogmatischer Hinsicht abweiche, "sich also der Häresie schuldig macht, automatisch aufhört, Papst zu sein".
Burke ist einer der vier sogenannten "Dubia"-Kardinäle. Zusammen mit Walter Brandmüller und den inzwischen verstorbenen Joachim Meisner und Carlo Caffarra verfasste er im Sommer 2016 kritische Anfragen ("Dubia") an Franziskus zu dessen Schreiben "Amoris laetitia" über Ehe und Familie. (tmg/KNA)