Gottesdienst in Fulda

Kardinal Marx: Dürfen uns nicht nur auf Lehre konzentrieren

Veröffentlicht am 25.09.2018 um 09:15 Uhr – Lesedauer: 

Fulda ‐ Wie kann die Kirche angesichts des Missbrauchsskandals ihre Botschaft noch glaubwürdig an die Menschen weitergeben? Beim Eröffnungsgottesdienst in Fulda nannte Kardinal Reinhard Marx drei elementare Dinge.

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Kardinal Reinhard Marx hat die Kirche dazu ermahnt, sich nicht nur auf die Lehre zu konzentrieren. Gerade angesichts des Missbrauchsskandals seien für eine gelingende Verkündigung der frohen Botschaft drei Dinge elementar: Dazu gehörten neben der Lehre auch eine überzeugende Glaubenspraxis und das Gebet, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. "Lehre, Praxis, Gebet – diese drei sind von herausragender Bedeutung für die Kirche", so Marx. Er predigte am Dienstagmorgen beim Eröffnungsgottesdienst der Vollversammlung der Deutschen Bischöfe in Fulda. Durch den Missbrauch sei die Kirche "gezwungen, sich neu aufzumachen und sich zu fragen, was ist das Projekt, was ist der Kern, die gute Botschaft für alle Menschen".

Nicht nur die reine Lehre mache die Kirche glaubwürdig, nicht nur der Katechismus, sondern der Glaube müsse sichtbar werden "in Zeichenhandlungen, in der Praxis, in der Gemeinschaft des Gebets". Die Menschen müssten sehen, dass die Kirche den Glauben nicht nur verstanden hätte, "ihn nicht nur aus Büchern rezitieren kann", sondern ihn auch lebe. Das Evangelium müsse für die Menschen wieder stärker sichtbar werden. Das gelinge nicht nur durch reden, sondern durch "überzeugende Liturgie, überzeugendes Leben".

"Auch wir Bischöfe..."

Die Bischöfe müssten diesen Aufbruch mitmachen, fordert Marx: "Auch wir Bischöfe schauen oft auf Texte, Texte, Texte, aber es geht auch um die Praxis und das Gebet, das bringt neue Perspektiven." Das meine Jesus, wenn er sage "Selig, die das Wort Gottes hören", sagte Marx eine Stelle aus dem Tagesevangelium zitierend (Lk 8,19-21). Nicht die, die alles besser wüssten, sondern die, die den Glauben lebten, könnten überzeugen.

Während des Gottesdienstes wurde in einer Fürbitte auch für die Missbrauchsopfer gebetet. Für alle, "die innerhalb und außerhalb der Kirche sexuell oder auf andere Weise missbraucht wurden" beteten die Gläubigen um "eine Heilung ihrer Wunden an Leib und Seele".

Die Bischöfe treffen sich noch bis Donnerstag zu ihrer Herbstvollversammlung in Fulda. Hauptthema ist die Vorstellung der von ihnen in Auftrag gegebenen Missbrauchsstudie am heutigen Dienstag. Auch erste Konsequenzen, die die Bischöfe aus der Studie ziehen wollen, sollen vorgestellt werden. (gho)