Trotz Debatte über Aufruf zu Scheinehen

Kardinal Marx spendet weiter für Seenotretter

Veröffentlicht am 30.01.2019 um 09:24 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Hat die Seenot-Rettungsaktion "Mission Lifeline" Flüchtlinge zu Scheinehen aufgerufen? Die Debatte ist im vollen Gange. Kardinal Reinhard Marx hat dennoch weitere 50.000 Euro gespendet – und begründet das auch.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, steht trotz der Debatte über den Aufruf zu Scheinehen zu seiner Spende von 50.000 Euro an die Seenot-Rettungsorganisation "Mission Lifeline". "Wir unterstützen die Seenotrettung aus humanitären Gründen, weil noch immer Menschen auf dem Mittelmeer sterben", sagte Marx' Sprecher Bernhard Kellner der "Bild"-Zeitung (Mittwoch).

Zur möglichen Anbahnung von Scheinehen ging er aber auf Distanz. "Eine Ehe ist ein Bund von zwei Menschen, der nicht aus anderen Zwecken eingegangen werden sollte", so Kellner. Der Sprecher bestätigte, dass aus Mitteln des Bistums München und Freising inzwischen eine weitere Spende in gleicher Höhe an Seenotretter erging.

"Massiver Verstoß gegen deutsches Recht"

Ein Tweet von "Mission Lifeline" hatte Anfang der Woche scharfe Kritik von führenden Unions-Politikern nach sich gezogen. Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Stephan Mayer (CSU), sagte der "Bild" (Dienstag): "Das Eingehen einer Ehe allein zum Zweck, einen Aufenthaltstitel zu erhalten, ist ein massiver Verstoß gegen deutsches Recht. Mit einem humanitären Rettungsgedanken hat dies in meinen Augen absolut nichts mehr zu tun."

Vor wenigen Tagen hatte "Mission Lifeline" auf dem Kurznachrichtendienst Twitter folgenden Tweet veröffentlicht: "Ihr seid noch nicht verheiratet? Vielleicht verliebt Ihr Euch zufällig in einen Menschen, der*die hier noch kein Bleiberecht hat. Könnte passieren, oder? Bleibt offen!"

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte der Zeitung, die Ehe habe in der Rechtsordnung und dem Grundgesetz einen sehr hohen Stellenwert. Sie dürfe daher keinesfalls missbraucht werden. "Wer sich auf diese Weise ein Bleiberecht in unserem Land sichern will, wird kaum die Akzeptanz der heimischen Bevölkerung gewinnen können." Eine solche Inszenierung sei auch gegenüber denjenigen Migranten, die die Gesetze beachteten und einen ordentlichen Asylantrag stellten, äußerst ungerecht.

Kardinal Marx hatte im Oktober für die private Seenotrettung im Mittelmeer 50.000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld stammte Bistumsangaben zufolge aus Mitteln, die Marx zur Verfügung stehen. Die AfD-Bundestagsfraktion hatte die Unterstützung scharf kritisiert. "Es ist ein Unding, dass Kardinal Marx das private Rettungsschiff 'Lifeline' mit Mitteln aus der Kirchensteuer unterstützt. Denn die Arbeit von 'Lifeline' ist nur scheinbar christlich", sagte der kirchenpolitische Sprecher der Fraktion, Volker Münz. (tmg/KNA)