"Kein Amt für Täter" – kfd demonstriert für Kirchenreformen
Rund 300 Menschen haben am Montagabend in Lingen für eine Erneuerung der katholischen Kirche und eine Aufklärung der Missbrauchsfälle demonstriert. Unter Federführung der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) waren die Demonstranten zunächst zur St.-Bonifatius-Kirche in der Innenstadt gezogen, in der am Abend der Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz stattfand.
Als die Bischöfe die Kirche nach dem Gottesdienst verließen, skandierte die Menge lautstark die Parole "Macht Licht an"; einige Teilnehmer leuchtete zudem mit Taschenlampen symbolisch die Kirchenfassade an. Auf Transparenten standen Slogans wie: "Kein Amt für Täter", "Vollständige juristische Aufklärung und Strafverfolgung", "Frauen in alle Weihe-Ämter" oder "Opferschutz und Entschädigung der Opfer".
Knapp 30.000 Unterschriften für eine Erneuerung der Kirche
Die kfd-Bundesvorsitzende Mechthild Heil überreichte dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode anschließend knapp 30.000 Unterschriften für eine Erneuerung der Kirche. Sie waren bei der bundesweiten kfd-Aktion #MachtLichtAn im Dezember vergangenen Jahres gesammelt worden. Damals hatten sich an mehr als 170 Orten tausende kfd-Mitglieder, Interessierte und Betroffene zu einer Klageandacht getroffen, um Solidarität mit den Opfern klerikalen Missbrauchs zu zeigen und Forderungen nach Aufklärung und Reformen an die Bischofskonferenz zu adressieren.
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Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte die Kirche zuvor zu einer Reinigung aufgerufen. "Ich glaube, dass wir an einer neuen Epochenschwelle der Kirche stehen: tastend und suchend, aber in der Verantwortung von allen im Gottesvolk. Nur so können wir eine Reinigung ermöglichen, die dann ahnen lässt, was das Heilige, was Gott bedeutet", so der Münchner Erzbischof in seiner Predigt vor mehreren hundert Gläubigen.
Bischof Bode sieht "erschütternden" Vertrauensverlust
Wenn die Bischofkonferenz über Missbrauch nachdenke, sei damit die Frage des sexuellen Missbrauchs gemeint, aber auch der Missbrauch, wenn sich die Religion über andere erhebe. "Deshalb brauchen wir einen Weg der Erneuerung. Gerade die österliche Bußzeit ruft uns auf, diesen Weg als ganzes Gottesvolk zu gehen. Von Gott zu sprechen sollten wir demütig und verantwortungsvoll tun und nicht von oben herab", so Marx weiter.
Bischof Bode, der Gastgeber der Vollversammlung, bezeichnete den durch die kirchlichen Missbrauchsfälle ausgelösten Vertrauensverlust in seiner Begrüßung zu Beginn des Gottesdienstes als "erschütternd". Die Gläubigen erwarteten zu Recht, dass "Licht ins Dunkel kommt, das uns zurzeit gefangen hält", sagte der Osnabrücker Oberhirte unter dem Applaus der Gläubigen. (stz)