Kirchenkritiker und Autor Horst Herrmann gestorben
Der Kirchenkritiker Horst Herrmann ist tot. Der Theologe, Rechtswissenschaftler und Soziologe ist im Alter von 77 Jahren bereits am 19. September in Süddeutschland gestorben. Das bestätigte seine Frau Barbara am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. "Mein Mann ist am Schreibtisch bei der Arbeit plötzlich und überraschend eingeschlafen", sagte Herrmann.
Der 1940 in Schruns im heutigen Österreich geborene Herrmann wurde 1964 zum Priester geweiht und lehrte ab 1970 Kirchenrecht an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Er entwickelte zur Kirchenfinanzierung die "Mandatssteuer", die es dem Einzelnen freistellt, Geld der Kirche, dem Staat oder einer gemeinnützigen Vereinigung für gezielte Aufgaben zukommen zu lassen. Sie wurde 1979 in Spanien und 1984 in Italien eingeführt.
Der damalige Münsteraner Bischof Heinrich Tenhumberg erkannte Hermann 1975 die Lehrerlaubnis als Theologie-Professor (Missio canonica) ab. Auch die nächsten beiden kirchlichen Instanzen, das sogenannte Lehrbeanstandungsverfahren vor der Deutschen Bischofskonferenz (1977) und die Berufung bei der vatikanischen Glaubenskongregation bestätigten die Maßregelung. Dem Theologen und Buchautor wurde eine Verfälschung der kirchlichen Lehren vom unfehlbaren Lehramt der Kirche, von der Unauflöslichkeit der Ehe und vom Fortleben Jesu Christi in der Kirche vorgeworfen. Er schrieb unter anderem die Bücher "Die sieben Todsünden der Kirche", "Sex und Folter in der Kirche" und "Allgemeinbildung für Dummies".
Nach seinem Bruch mit der katholischen Amtskirche lehrte Herrmann bis 2005 als Soziologie-Professor an der Uni Münster. Bis 1975 stand der Priester als Dekan dem Fachbereich Katholische Theologie vor. Als Autor schrieb er zahlreiche Bücher, darunter neben den Kirchenkritiken auch Ratgeber, Biografien und Krimis. Herrmann war Mitglied des Schriftstellerverbandes PEN Deutschland. (luk/dpa)