Reaktionen nach Aufruf des Eichstätter Bischofs

Kirchensteuer – zeitgemäß oder bald nicht mehr vermittelbar?

Veröffentlicht am 01.04.2019 um 17:30 Uhr – Lesedauer: 
Bischof Gregor Maria Hanke, Bistum Eichstätt
Bild: © KNA

Köln ‐ Bischof Gregor Maria Hanke befürchtet in spätestens zehn Jahren deutliche Einbrüche in der Kirchensteuer. Deshalb fordert er eine innerkirchliche Debatte. Dafür bekommt er nicht von überall Zustimmung.

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Der Aufruf des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke, über Alternativen zur Kirchensteuer nachzudenken, ist auf ein geteiltes Echo gestoßen. Der Leiter des katholischen Büros der nordrhein-westfälischen Bistümer in Düsseldorf, Antonius Hamers, warnte am Montag im "Kölner Stadt-Anzeiger" davor, die Kirchensteuer preiszugeben. Sie sei als Mitgliedsbeitrag, der sich nach der Finanzkraft des Einzelnen richtet, eine "gute und zeitgemäße Finanzierung", die auch auf mittlere Frist nicht kompensierbar sei.

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller lobte Hankes Vorstoß in der Zeitung als "wichtigen Impuls". Er verwies auf den demografischen Wandel, der schon sehr bald zum Einbruch der Kirchensteuer-Einnahmen führen werde. "In zehn Jahren gehen die gut verdienenden Babyboomer in den Ruhestand, und es kommen viel weniger Getaufte nach", sagte der Professor.

Ähnlich äußerte sich der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer. In den aktuellen Projektionen seien überdies "noch nicht all jene berücksichtigt, die aufgrund von Enttäuschung, Frust und Ärger austreten und der Kirche den Rücken kehren". Pfeffer begrüßte es, dass Hanke auf ein Problem aufmerksam mache, vor dem weite Teile der Kirche auf allen Ebenen die Augen verschlössen. 2017 erhielt die katholische Kirche 6,4 Milliarden Euro aus Kirchensteuern, die evangelische 5,6 Milliarden.

Bild: ©pde/Norbert Staudt

Blick vom Frauenberg auf den Eichstätter Dom.

Schüller monierte, dass Hanke keine eigenen Vorschläge zur Kirchenfinanzierung unterbreitet habe. Ergänzend zur Kirchensteuer kämen ein professionelles Spendenmanagement oder höhere Gebühren für kirchliche Dienstleistungen in Frage, "zusätzlich überall deutlicher Personal- und Gebäudeabbau".

Auf ein positives Echo stieß Hankes Infragestellung der sogenannten Staatsleistungen. Dabei handelt es sich um Zahlungen der Bundesländer an beide Kirchen in Höhe von 500 Millionen Euro pro Jahr, die sich aus der Enteignung von Kirchengütern Anfang des 19. Jahrhunderts und anderen historischen Rechtstiteln ergeben. Hamers sagte, eine Kirchenfinanzierung aus Steuermitteln sei schwer zu vermitteln und passe nicht mehr in die Zeit. Strittig ist allerdings die Frage nach angemessenem finanziellen Ausgleich für eine Ablösung. Insgesamt, so Schüller, "tut sich die katholische Kirche in dieser Frage deutlich leichter als die staatsnäheren evangelischen Landeskirchen".

Gregor Maria Hanke hatte in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" am Freitag eine innerkirchliche Debatte um Kirchensteuer und Staatsleistungen gefordert. Eine solche Diskussion sei angesichts der vielen Kirchenaustritte und des demographischen Wandels dringend nötig. Hanke betonte, er spreche nicht von einer sofortigen Abschaffung der Leistungen, da das Thema auch die evangelische Kirchen betreffe. Für neue Finanzierungswege habe er keine Patentrezepte. Doch der Bischof verwies auf die Regelung im Nachbarland Österreich: Dort organisiere die Kirche das Eintreiben der Mitgliedsbeiträge selbst. (cst/KNA)