"Kirchliche Erneuerer"
Franziskus leitete die rund zweistündige Feier; sein direkter Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) nahm ebenfalls teil. Der emeritierte Papst, der ansonsten zurückgezogen in einem Kloster im Vatikan lebt, hatte eine Einladung von Franziskus zu der Zeremonie angenommen.
Die beiden neuen Heiligen würdigte Franziskus als Vorbilder an Barmherzigkeit und als kirchliche Erneuerer. Johannes XXIII. habe sich durch die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) als "Papst der Folgsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist" erwiesen, sagte Franziskus in seiner Predigt. Johannes Paul II. sei "der Papst der Familie" gewesen. Beide stünden für eine Kirche, in der das Wesentliche des Evangeliums gelebt werde: Liebe, Barmherzigkeit, Einfachheit und Brüderlichkeit. Beide Päpste hätten danach gestrebt, die Kirche in "ihrer ursprünglichen Gestalt wiederherzustellen und zu aktualisieren".
Zahlreiche Gäste aus aller Welt
Besonders begrüßte und beglückwünschte der Papst die Gäste aus Bergamo und aus Krakau, der jeweiligen Heimat der neuen Heiligen. "Ehrt das Gedächtnis der beiden heiligen Päpste, indem ihr getreu ihrer Lehre folgt", ermunterte er zum Abschluss der Messe. Ausdrücklich dankte Franziskus auch der Diözese und der Stadt Rom, die das große Kirchenfest vorbereitet und organisierten. Auch ohne die vielen Freiwilligenorganisationen wäre die Feier nicht möglich gewesen, so der Papst.
Neben 130 bis 150 Kardinälen und mehreren hundert Bischöfen waren auch zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter anderer Religionen nach Rom gekommen. Insgesamt hatten sich rund 100 offizielle Delegationen angemeldet. Deutschland war durch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) und Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) vertreten.
Fahrt durch die Menge
Nach der Heiligsprechungsmesse begrüßte der Papst viele Delegationen persönlich. Auf der Freitreppe vor dem Petersdom drückte er zunächst den Staatsoberhäuptern Italiens und Polens, Giorgio Napolitano und Bronislaw Komorowski, die Hand. Es folgten die Königspaare aus Spanien und Belgien sowie der Großherzog von Luxemburg. Danach schlossen sich die angereisten Staatsoberhäupter und Regierungschefs an, darunter auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso.
Begleitet von wenigen Sicherheitsbeamten fuhr der Pontifex anschließend im offenen Jeep über den Petersplatz und dann über die Via della Conciliazione in Richtung Engelsburg; dabei winkte er den jubelnden Menschen zu.
Anteil genommen am Leben der Menschen
Unterdessen würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die beiden heiliggesprochenen Päpste als "Vorbilder für den Glauben". Sie hätten "die Kirche und die Welt geprägt", betonte Marx in einer Erklärung vom Sonntag. "Die neuen Heiligen haben lebendigen Anteil genommen am Leben der Menschen und Völker ihrer Zeit. Sie beweisen die Präsenz der Kirche in der Welt von heute." Beide seien "große Europäer" gewesen.
Papst Johannes XXIII. hat die katholische Kirche mit der Einberufung des Konzils stärker zum Dialog mit der Welt geöffnet. Seine Friedensenzyklika "Pacem in terris" im Kalten Krieg gilt als Meilenstein der vatikanischen Friedenspolitik. Der Pole Johannes Paul II., der erste nichtitalienische Papst nach 455 Jahren, trug maßgeblich zum Untergang des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa bei. Bei 104 Auslandsreisen besuchte er 140 Länder; mit fast 27 Jahren war sein Pontifikat das zweitlängste der Kirchengeschichte. (bod/KNA/dpa)