Kloster Stiepel: Gekommen, um zu bleiben
Die Glastür mit dem braunen Holzrahmen steht weit offen. An der Kasse neben dem Eingang zum Klosterladen steht Pater Alban. Der 28-Jährige ist der jüngste Mönch des Zisterzienserordens im Stiepeler Kloster, arbeitet täglich in dem kleinen Geschäft. Besucher hat er viele, die einen Blick dort hinein werfen. "Das ist ein guter Ort, um ersten Kontakt zu den Leuten aufzunehmen, sie vielleicht auch zu überzeugen, mal wieder öfter in die Kirche zu gehen, eine Kerze anzuzünden", sagt er. Die Hemmschwelle sei in dem hellen, gemütlichen Laden eben ein bisschen geringer. Für viele Besucher ist der Laden der erste Anlaufpunkt in dem Kloster, das jetzt seit 30 Jahren besteht: Ende August 1988 kamen die ersten vier Zisterziensermönche aus Österreich, um im Ruhrgebiet eine Dependance zu gründen.
Hell und freundlich
Hell und freundlich ist es im gesamten Kloster. Die großen Fenster in allen Gebäuden lassen viel Sonnenlicht hinein, helle Möbel und Wände machen Speisesaal, Kapelle oder die Mönchszellen unter dem Dach gemütlich und einladend. Auch wenn sie weitaus moderner wirken: Entstanden sind die Gebäude in den späten Achtziger Jahren, zur Gründung des ersten Zisterzienserklosters im Bistum Essen.
Bischof Franz Hengsbach holte die Mönche des österreichischen Stifts in Heiligenkreuz ins Ruhrbistum. "Er hatte damals schon öfter dort angeklopft, sich um die Mönche für sein Bistum bemüht", erzählt Prior Pater Andreas Wüller, der das Kloster heute leitet. Mit großer Mehrheit stimmen die Mönche der Mutterabtei dann 1986 zu: einige Mitbrürder sollten nach Bochum-Stiepel gehen. Nur zwei Jahre später ziehen die ersten vier Zisterziensermönche im Sommer 1988 in das neue Kloster.
Pater Andreas Wüller ist erst seit Februar 2018 Prior des Klosters, und erlebte die Gründung des Klosters als Pfarrer der benachbarten Pfarrei St. Marien mit. Er weiß: Zu damaligen Zeiten der ersten Kirchenabrisse stieß der Klosterbau auch auf großen Widerstand bei Nachbarn und Gemeindemitgliedern. Kurz vor der Eröffnung sprühten Kritiker an die Kirchenwand: "Millionen für ein Kloster und Millionen hungern." "Den Spruch haben wir mit Absicht nicht entfernt", sagt Wüller. "Er ist heute noch da, aber nach 30 Jahren schon sehr verblasst", sagt er und lächelt. Das Kloster hat sich bewährt. Aus den vier Mönchen der Achtziger Jahre sind bis heute 14 geworden, von Alter und Herkunft sehr gemischt.
Weltliche Berufserfahrung und fundierter Glauben
Die Männer arbeiten in sehr unterschiedlichen Bereichen rund um das Kloster und in zwei Bochumer Pfarreien – machen Pfortendienst, leiten die Wallfahrten, umsorgen die Hausgäste, leisten Seelsorge oder kümmern sich um die Ausbildung der jungen Priester. Alle haben einen Beruf gelernt, sind erst später in den Orden eingetreten. Pater Andreas sagt: "Das hat sich total verändert. Früher haben sich viele Männer direkt nach dem Abitur für das Theologiestudium und Klosterleben entschieden. Heute führen viele zunächst ein anderes Leben und spüren das Verlangen nach Spiritualität erst später." Er ist überzeugt von der weltlichen Erfahrung, schickt gerade junge Klosteranwärter nach der Universität erst in ein freiwilliges Berufsjahr. Aber auch Berufserfahrene müssen ihren ehrlichen und fundierten Glauben an Gott und die Suche nach ihm beweisen, um eintreten zu können.
Die Suche nach ein wenig Spiritualität und Erholung sei auch ein Faktor für viele Menschen, das Kloster zu besuchen. "In unserer heutigen Zeit, die kommunikativ so schnell und kurzlebig ist, wollen die Leute ihre innere Ruhe finden. Dafür sind solche Oasen hier ganz wichtig", ist Pater Andreas überzeugt. Das zeigen auch die regelmäßigen und gut besuchten Wallfahrten des Klosters, schon vor der Gründung war die Stiepeler Marienkirche ein beliebter Wallfahrtsort. Heute kommen vor allem Gruppen aus Gemeinden und Verbänden oder Schulklassen nach Stiepel, machen Führungen oder besuchen Vorträge, Konzerte oder anderen Veranstaltungen. Einmal im Jahr kommen zudem hunderte ältere, kranke und behinderte Teilnehmern zu einer der bundesweit größten Seniorenwallfahrten nach Stiepel.
Auch für die Zukunft gibt es Pläne: Das Kloster soll eigenständig werden, so wie es bereits im Vertrag von 1988 festgelegt ist. Dann würden die Bochumer Mönche unabhängig von ihrer österreichischen Mutterabtei, vor allem in wirtschaftlicher und personeller Hinsicht. Mönche könnten dann zum Beispiel nicht mehr zwischen beiden Klöstern wechseln. Pater Andreas Wüller weiß den Austausch mit dem Gründerstift zu schätzen: Die Ordensleute hätten eine sehr gute und schöne Verbindung" nach Heiligenkreuz, sagt er. Auch wenn die Autonomie also noch ein wenig länger auf sich warten lassen sollte – für die Stiepeler Mönche steht fest: Sie sind gekommen, um zu bleiben.