Landesbischof rät: "Erst denken, dann posten"
Der Medienbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Fürst, sieht den Einzelnen in der Gefahr, Opfer von Manipulation durch digitale Algorithmen zu werden. Bei den "Stuttgarter Tagen der Medienpädagogik" stellte Fürst am Dienstagabend die Frage, ob der Mensch "Subjekt oder nur noch Objekt der digitalen Revolution" sei.
Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart forderte, die Frage nach der "Menschendienlichkeit" digitaler Medien zu stellen. Er warnte auch vor Falschmeldungen: Daraus entstehende "Gerüchte, Denunziationen und Desinformationen" gefährdeten und beschädigten das Vertrauen unter den Menschen. Notwendig sei eine kritisch-konstruktive Haltung, zu der die Medienpädagogik beitragen könne.
Kirchen sollen im Netz für Menschenwürde eintreten
Der evangelische Landesbischof Frank Otfried July nannte es bei der Veranstaltung die Pflicht der Kirchen, auch in den Medien für die Menschenwürde einzutreten. Diskriminierung, Mobbing und Respektlosigkeit seien mit dem christlichen Menschenbild "schlicht nicht vereinbar". July warb für den Grundsatz "Erst denken, dann posten".
Fritz Frey, SWR-Chefredakteur Fernsehen, sagte, Nachrichten seien heute keine exklusive Ware mehr, sondern immer abrufbar. Trotzdem müsse bezweifelt werden, ob der für die Demokratie notwendige und durch Medien mitgestaltete Wettbewerb der Meinungen auf Dauer gewährleistet sei. Die Suche nach Zeugen und seriösen Quellen wirke heute manchmal fast anachronistisch; aber die Klärung der Wahrheit brauche Zeit, und die müsse sich seriöser Journalismus nehmen. Die "Stuttgarter Tage der Medienpädagogik" finden in diesem Jahr zum 40. Mal statt. Sie enden am Mittwoch. (KNA)