Leiter katholischer Schulen schreiben Erzbischof Heße
Die Leiter aller 21 katholischen Schulen in Hamburg haben sich mit einem Brief an Erzbischof Stefan Heße gewandt. Darin machen sie ihr Unverständnis über die geplanten Schließungen von bis zu acht Schulen deutlich, wie das "Hamburger Abendblatt" (Mittwoch) berichtet, dem das Schreiben nach eigenen Angaben vorliegt. Die Schulleiter erinnern daran, dass sie vor einem Jahr dem Erzbistum Hilfe bei einem Erneuerungsprozess angeboten hätten, um bei einer Reduzierung der Standorte ein "in sich ausgewogenes" System zu erhalten.
Nun hätten sie zur Kenntnis nehmen müssen, "dass die Entscheidungen ohne jegliche Beteiligung unsererseits getroffen wurden", schreiben die Schulleiter den Angaben zufolge. Das Szenario sei so gewählt worden, "dass die Entscheidungen irreversibel sind". Die reduzierte Anzahl von Schulen bilde kein Schulsystem mehr ab. Im Süden der Stadt werde es gar keine Standorte mehr geben, obwohl dort besonders viele katholische Familien lebten. Auch lägen die verbleibenden Schulen "vornehmlich nicht mehr in sozialen Brennpunkten". Stadtteilschulen seien zudem überproportional von den Schließungen betroffen.
Schulleiter kritisieren mangelnde Kommunikation
Die Schulleiter kritisieren in dem Schreiben zudem eine mangelnde Kommunikation des Erzbistums. Die direkt Betroffenen seien von den Maßnahmen nicht persönlich informiert worden. Weder sei bei der Ankündigung an das Kollegium ein hochrangiger Vertreter des Erzbistums anwesend gewesen, noch seien die Eltern direkt informiert worden; sie hätten die Nachricht erst über die Kinder erhalten. Dadurch sei "bei sehr vielen das Vertrauen in das Erzbistum, wenn nicht sogar in die Kirche, nachhaltig erschüttert", heißt es in dem Brief. Er wurde laut Zeitung von drei Schulleitern stellvertretend für alle unterschrieben.
Das Erzbistum Hamburg hatte am 19. Januar die Öffentlichkeit darüber informiert, bis zu 8 seiner 21 Schulen schließen zu müssen. Im sozial schwachen Hamburger Süden sind mit dem Niels-Stensen-Gymnasium in Harburg, der Katholischen Schule Harburg und der Katholischen Schule Neugraben gleich drei Einrichtungen betroffen. Das Niels-Stensen-Gymnasium war erst 2003 gegründet worden. Grund ist den Angaben zufolge die prekäre Haushaltslage. Aktuell hat das Erzbistum 79 Millionen Euro Schulden, die nach einem Bericht der Unternehmensberatung Ernst & Young bis 2021 auf bis zu 353 Millionen anwachsen könnten, falls nicht gegengesteuert wird.
Nachdem bereits von den Eltern und Politikern Kritik an der Entscheidung gekommen war, hatte Hamburgs Generalvikar Ansgar Thim in der vergangenen Woche einige Vorwürfe zurückgewiesen. So seien die Beschlüsse nicht - wie behauptet - ohne fundierten Analyse erfolgt. Auch die Schulbehörde sei rechtzeitig über die Entscheidung der Erzdiözese informiert worden. Zuletzt hatte Erzbischof Heße betroffenen Eltern Gespräche angeboten. (bod/KNA)