Erneut chinesischer Bischof festgenommen

Menschenrechtler beklagen zunehmende Christenverfolgung in China

Veröffentlicht am 16.11.2018 um 13:21 Uhr – Lesedauer: 

Göttingen ‐ Wo ist der Bischof von Wenzho? Vor einer Woche wurde Peter Shao Zhumin von den chinesischen Behörden in Gewahrsam genommen; seitdem fehlt von ihm jede Spur. Menschenrechtler sind aber nicht nur deshalb über die Lage der Christen in China besorgt.

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Menschenrechtler beklagen eine zunehmende Verfolgung von Christen in China und fordern die Freilassung des Bischofs von Wenzhou, Peter Shao Zhumin. Die Polizei habe ihn vor etwa einer Woche in Gewahrsam genommen, seitdem werde er an einem geheimen Ort festgehalten, teilte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag in Göttingen mit. Es sei bereits die fünfte Festnahme des 55 Jahre alten Bischofs innerhalb der vergangenen zwei Jahre.

Zuletzt war Zhumin im Mai vergangenen Jahres festgenommen worden. Dem romtreuen Oberhirten wurde zum Verhängnis, dass die chinesischen Behörden seine Bischofsernennung im September 2016 nicht anerkannt und ihn deshalb nicht in seinem Amt bestätigt hatten. Der Vatikan hatte nach der Verhaftung mit deutlichen Worten protestiert und die Freilassung des Geistlichen gefordert. Der Vatikan verfolge die Situation des Bischofs von Wenzhou "mit großer Sorge" und hoffe, dieser könne schnellstmöglich zurückkehren und dann "garantiert unbeschwert sein Bischofsamt ausüben", so Vatikansprecher Greg Burke damals.

Deutliche Zunahme der Christenverfolgung in Wenzhou

In Wenzhou leben den Angaben zufolge rund 130.000 Katholiken, von denen sich etwa 80.000 der Untergrundkirche zurechnen. In Wenzhou habe die Christenverfolgung so zugenommen, "dass selbst staatlich anerkannte katholische Priester nicht Grabstätten von Repräsentanten der Untergrundkirche aufsuchen dürfen, obwohl diese von den Gläubigen verehrt werden", so die Menschenrechtler.

Linktipp: China zerstört weitere Marienheiligtümer

Vor einem Monat haben der Vatikan und China ein historisches Abkommen geschlossen. Trotzdem geht die chinesische Regierung weiter gegen Katholiken und ihre Heiligtümer vor, wie zwei aktuelle Fälle zeigen. (Artikel von Oktober 2018)

"Die Verschleppung des Bischofs zeigt, wie wenig Chinas Behörden sich durch das im September unterzeichnete Abkommen mit dem Vatikan über Bischofsernennungen gebunden fühlen, Religionsfreiheit zu respektieren", kritisierte GfbV-Direktor Ulrich Delius. Der Vatikan und China hatten ein Abkommen über die Bischofsernennungen in China geschlossen. Der Heilige Stuhl und Peking legten mit dem Abkommen einen jahrzehntelangen Streit bei und vereinbarten eine Vertiefung der Zusammenarbeit.

"Sinisierung" auf Kosten religiöser Minderheiten

Anfang November hatten Medien berichtet, dass in China vier katholische Priester, die der Untergrundkirche zugerechnet werden, in Polizeigewahrsam genommen wurden. Kurz zuvor hatten die chinesischen Behörden laut einem Bericht des vatikanischen Pressedienstes "AsiaNews" zwei weitere katholische Marienwallfahrtsorte im Land zerstört (siehe Linktipp). Demnach zerstörten die Behörden Ende Oktober die beiden Wallfahrtsorte "Unsere Liebe Frau der Sieben Schmerzen" in Dongergou und "Unsere Liebe Frau der Glückseligkeit", der auch als "Unsere Liebe Frau vom Berg" in Anlong bekannt ist.

Laut "Asia News" äußerten katholische Gläubige die Vermutung, dass der Abriss der beiden Heiligtümer mit der von der Regierung in Peking vorangetriebenen "Sinisierung" Chinas zusammenhänge, bei der die Religionen an die vorherrschende chinesische Kultur angepasst werden sollen. Für die Behörden gebe es in China "zu viele Kreuze" und "zu viele heilige Gemälde". Die Sinisierungskampagne der Regierung begann im vergangenen Februar mit neuen Regelungen für die Aktivitäten von Religionsgemeinschaften in China. (stz/KNA)