Merkel: Sternsinger tun, was der Staat nicht leisten kann
Einen Tag nach ihrem Besuch bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier haben die Sternsinger den Segen "Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus" am Montagvormittag auch in das Bundeskanzleramt gebracht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) empfing in ihrem Amtssitz im Berliner Regierungsviertel 108 Mädchen und Jungen aus allen deutschen Bistümern.
Merkel lobte bei dem Treffen das Engagement der Sternsinger. Es sei wichtig, dass es die Spenden sammelnden Kinder gebe, weil das, was der Staat tun könne, gar nicht ausreiche. Sie freue sich jedes Jahr, wenn die Sternsinger zu Besuch kämen und dem Kanzleramt den Segen brächten, betonte die Bundeskanzlerin weiter. "Die Anwesenheit von euch ist immer etwas ganz Besonders für uns, denn die Farbigkeit eurer Kostüme, die Musik, die Fröhlichkeit und dann der Segen – das haben wir nicht alle Tage und das muss dann für 365 Tage reichen", so Merkel.
"Segen bringen, Segen sein. Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit!"
Die Aktion Dreikönigssingen, die gemeinsam vom Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ausgerichtet wird, findet in diesem Jahr zum 61. Mal statt. Dabei sammeln Kinder und Jugendliche bundesweit Spenden für notleidende Kinder in aller Welt. Das Leitwort der diesjährigen Aktion heißt "Segen bringen, Segen sein. Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit!", bei der besonders auf Kinder mit Behinderung aufmerksam gemacht werden soll. Die Aktion Dreikönigssingen gilt seit vielen Jahren als weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Insgesamt wurden seit Beginn der Aktion rund 1,04 Milliarden Euro gesammelt für mehr als 73.000 Projekte in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa.
Mit Blick auf das Engagement der Sternsinger für Kinder mit Behinderungen rief Merkel dazu auf, den Betroffenen zu helfen und sie nicht auszugrenzen. Es sei wichtig, mit Menschen mit Behinderung so umzugehen, dass ihre Würde immer respektiert werde und man sich in sie hineinversetze. "Viele Kinder mit Behinderung könnten so viel machen, wenn man ihnen mehr helfen und manchmal kleine Unterstützungen geben würde", so die Kanzlerin.
Merkel wies darauf hin, dass die meisten Menschen mit Behinderung in Entwicklungsländern leben würden und dort oftmals vor großen Problemen stünden. In Entwicklungsländern sei es "für die Menschen, die keine Behinderung haben, schon oft sehr schwer, überhaupt das Leben zu gestalten – erst recht dann das Leben mit Behinderungen". Wenn man den Betroffenen Hilfsmittel wie Sehhilfen oder Rollstühle zur Verfügung stellen könne, werde vieles oftmals schon besser. "Deshalb ist es ganz, ganz wichtig, dass ihr diese jungen Menschen in den Mittelunkt stellt", sagte Merkel in Richtung der Sternsinger.
Während des Empfangs schrieben die Sternsinger die Segensformel "20*C+M+B+19" mit Kreide an eine Wand im Kanzleramt. Außerdem wurden mehrere Lieder gesungen, unter anderem "Wir gehören zusammen" und "Gloria, es ist Sternsingerzeit". Merkel übergab den Mädchen und Jungen zudem eine persönliche Geldspende. Dabei äußerte die Kanzlerin die Hoffnung, dass die Sternsinger 2019 ein ähnlich gutes Sammelergebnis wie im vergangenen Jahr erzielen. Damals waren bei den Sammlungen rund um Neujahr und das Dreikönigsfest bundesweit 48,8 Millionen Euro zusammengekommen.
Die Besuche der Sternsinger im Bundeskanzleramt haben bereits eine 35-jährige Tradition. Begründet wurde sie von Merkels Amtsvorgänger Helmut Kohl. Am Dreikönigstag 1984 empfing der Katholik erstmals 100 kleine Könige in seinem damaligen Bonner Amtssitz. Danach kamen alljährlich im Dezember oder Januar Abordnungen aus allen Bistümern nach Bonn, nach dem Fall der Berliner Mauer auch aus den neuen Bundesländern.
Bereits 14 Besuche der Sternsinger bei Merkel
Nach dem Ende der Ära Kohl setzten Gerhard Schröder und später Angela Merkel die Tradition der Sternsinger-Empfänge in Berlin fort. Bei wohl keinem anderen Thema waren die drei Politiker übrigens so sehr einer Meinung. Kohl nannte das Engagement der Segen bringenden Kinder "einfach großartig", Schröder fand die Idee gut, den Sternsingern den Friedensnobelpreis zu verleihen.
Merkel wiederum lobte sie als "ganz wichtige Stimme für die Rechte von Kindern weltweit". Als sie am 20. Dezember 2005 erstmals die jungen Gäste empfing, gestand sie, "schon ein bisschen aufgeregt" zu sein. Kein Wunder: Während ihrer damals erst kurzen Amtszeit hatte zwar manches Staatsoberhaupt, aber noch kein König den Weg in das Kanzleramt gefunden. Inzwischen hat Merkel aber Routine: Der Besuch am Montag war ihr 14. Aufeinandertreffen mit Caspar, Melchior und Balthasar. Übertroffen wird die Kanzlerin nur noch von Kohl, der die Könige 15 Mal begrüßen konnte.