Metropolit kritisiert Moskaus Vorgehen gegen Konstantinopel
Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz, Metropolit Augoustinos, hat die jüngsten Schritte der russisch-orthodoxen Kirche gegen das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel kritisiert. Der Rückzug des Moskauer Patriarchats aus den theologischen Dialogen auf Landes- und auf Weltebene gehe "weit über eine intendierte 'Abstrafung' des Ökumenischen Patriarchats" hinaus, erklärte der griechisch-orthodoxe Metropolit am Dienstag in Bonn.
Inzwischen gebe es Konsequenzen für die orthodoxen Christen in Deutschland, die er außerordentlich bedauere, so Augoustinos. Am Sonntag sei Vikarbischof Bartholomaios von Arianz gebeten worden, bei der Einführung des neuen serbischen orthodoxen Bischofs in Düsseldorf wegen der Anwesenheit zweier russischer Bischöfe nicht zu konzelebrieren. Der Metropolit bezeichnet in seiner Erklärung die gemeinsame Feier der Göttlichen Liturgie als Summe und Höhepunkt des orthodoxen kirchlichen Lebens. "Deshalb ist diese Situation, die ich in dieser Form zum ersten Mal in fast fünf Jahrzehnten bischöflichen Dienstes erlebe, schmerzhaft und verstörend."
Russische Bischöfe erwägen Rückzug aus der Bischofskonferenz
Zuvor hatte am Freitag in Moskau das Leitungsgremium der russischen-orthodoxen Kirche, der Heilige Synod, unter Vorsitz von Patriarch Kyrill I. unter anderem ein Verbot gemeinsamer Gottesdienste von Bischöfen des Moskauer Patriarchats mit Bischöfen des Ökumenischen Patriarchats beschlossen. In den Messen soll zudem das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., nicht mehr genannt werden und der theologische Dialog mit Konstantinopel eingestellt werden. Hintergrund des Konflikts ist ein Streit um die orthodoxe Kirche in der Ukraine.
Am Montag sagte der Leiter der deutschen Eparchie (Diözese) der russisch-orthodoxen Auslandskirche, Erzbischof Mark, dass die drei russischen Bischöfe ihren Rückzug aus der orthodoxen Bischofskonferenz der Bundesrepublik erwägen. Für Augoustinos ist ihre mögliche Absage der Teilnahme an der nächsten Sitzung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland "nicht wirklich eine Überraschung". Er bedauere den Beschluss weil die orthodoxe Zusammenarbeit innerhalb der Bischofskonferenz stets harmonisch gewesen sei, heißt es in der Erklärung des Metropoliten. Er hoffe, dass die Schwierigkeiten in den innerorthodoxen Beziehungen möglichst bald überwunden würden.
Zugleich verteidigte Augoustinos das Vorgehen des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. in der Ukraine. Das Land strebe eine kirchliche Unabhängigkeit an und möchte sich von der Kirche in Russland lösen. Bartholomaios I. habe versucht, diese akute Frage einer kirchlichen Unabhängigkeit zu lösen und zur Überwindung des innerkirchlichen Schismas in der Ukraine beizutragen, das nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion dort entstanden sei. "Diese äußerst diffizile Aufgabe kommt ihm durch seinen Ehrenprimat in der Orthodoxie zu und bedeutet also keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten einer anderen Kirche", erklärte Augoustinos. Nun werde der Streitschlichter selbst seitens der Konfliktparteien zur Zielscheibe von Angriffen gemacht. (luk)