Ministerpräsident mahnt: Umsicht bei Pfarreifusionen in Trier
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) mahnt die Kirche mit Blick auf die im Bistum Trier geplante Bildung von Großpfarreien zum umsichtigen Vorgehen. "Grundsätzlich erwarten die Menschen im Saarland eine sichere und nachhaltige Form spiritueller Angebote in ihrer Gemeinde durch die katholische Kirche", sagte Hans am Dienstag nach einem Treffen mit den Spitzen der Bistümer Speyer und Trier, wie die Staatskanzlei mitteilte. Zur "Grundversorgung" gehöre ein funktionierendes kirchliches Gemeindeleben, so Hans. Das gelte insbesondere für den ländlichen Raum. Die Kirchen seien in den meisten saarländischen Dörfern nach wie vor das Zentrum des Ortes. Gottesdienste stifteten Gemeinschaft und trügen zum Zusammenhalt bei, so Hans.
Hans: Gefahr für das Ehrenamt
Gerade im ländlichen Raum spiele zudem ehrenamtliches Engagement, das an kirchlichen Strukturen anknüpfe, nach wie vor eine wichtige Rolle. Ohne lokale Verwurzelung drohe die Gefahr, dass Ehrenämter nicht mehr übernommen und bestehende Ehrenämter niedergelegt würden. "Eine Auflösung dieser zivilgesellschaftlichen Qualität würde den Zusammenhalt und die Lebensfähigkeit unserer Dörfer deutlich schwächen", betonte der Ministerpräsident. Die Bistums-Pläne seien "durchaus vereinbar mit dem Wunsch der Menschen nach Nähe, wenn Seelsorger von Verwaltungsaufgaben entlastet werden und wieder mehr Zeit für die Menschen, die Rat suchen, finden", konstatierte Hans.
Bislang ist das kirchliche Leben im Bistum Trier in 887 Pfarreien organisiert, die zu 172 Pfarreiengemeinschaften zusammengefasst sind. Ab 2020 soll es 35 "Pfarreien der Zukunft" geben. Damit sollen die Beschlüsse der 2016 beendeten Bistumssynode umgesetzt werden. Unter anderem hatten im Oktober rund 1.500 Gläubige dagegen demonstriert. Der überwiegende Teil des Saarlandes gehört zum Bistum Trier, lediglich der Saarpfalz-Kreis ist Teil des Bistums Speyer.
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Der Trierer Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg sieht in der Gründung der neuen Pfarreien einen herausfordernden Prozess. "Das führt zu Verunsicherung und Angst. Viele Menschen fragen, ob die Kirche im Dorf bleibt. Das können wir klar bejahen." Dem Bistum sei es "wichtig, dass es ein verlässliches Seelsorge-Angebot gibt, mit Gottesdiensten und Sakramentenspendung".
Saarland schafft Anlaufstelle für Missbrauchsstudie
Ministerpräsident Hans kündigte außerdem an, dass Opfer von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche im Saarland künftig auch bei einer staatlichen Stelle eine Entschädigung beantragen können. Die Landesregierung greife "die Kooperationsbitte" des Bistums Trier gerne auf. Die Stelle werde für Opfer geschaffen, "die sich nicht an kirchliche Stellen wenden wollen". Sie ist im Landesamt für Soziales angesiedelt.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, die jüngste bundesweite Missbrauchsstudie habe "das Ausmaß des Verbrechens im Raum der katholischen Kirche erneut vor Augen gestellt, auch wenn wir davon ausgehen müssen, dass die Dunkelziffer der Betroffenen höher ist". Die Bischöfe hätten die Studie auch deshalb gewollt, "um Auskunft zu bekommen über 'katholische Spezifika', die Missbrauch begünstigen". Die Aufarbeitung müsse nun mit unabhängigen Partnern und Experten geschehen, unter Einbeziehung von Betroffenen. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann ergänzte, die Zusammenarbeit mit den staatlichen Ermittlungsbehörden sei "für uns ein wichtiger Baustein". Die Bischöfe sicherten dabei "volle Kooperation" zu. (bod/KNA)