Katsch: Auf Staat kein Verlass

Missbrauchsopfer kritisieren Entschädigungs-Entwurf

Veröffentlicht am 06.01.2019 um 11:31 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Hamburg  ‐ Bald soll es ein neues Gesetz über die Entschädigung von Opfern sexueller Gewalt geben. Doch der Entwurf dazu geht der Opferorganisation Eckiger Tisch nicht weit genug. Sprecher Matthias Katsch kritisiert den Staat.

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Der Eckige Tisch hat Kritik am Entwurf für ein neues Opferentschädigungsgesetz geübt. Für die Opfer sexueller Gewalt durch das Versagen der Kirche und ihrer Vertreter bringe der Gesetzentwurf "eigentlich nichts oder sogar Verschlechterungen", sagte der Sprecher Matthias Katsch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag. Das sei enttäuschend.

Der Entwurf zeige, dass eine Lösung in der Entschädigungsfrage bei den Opfern der Katholischen Kirche gefunden werden müsse. "Denn auf den Staat können wir uns dabei nicht verlassen", so Katsch. Zur Initiative Eckiger Tisch haben sich Missbrauchsopfer aus vom Jesuitenorden geführten Schulen zusammengeschlossen.

Auch der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hatte den Entwurf kritisiert. Die Hürden für Betroffene blieben zu hoch, sagte Rörig dem "Spiegel". Eine echte Beschleunigung der Verfahren sei nicht in Sicht. Er könne sich nur schwer vorstellen, dass die Prüfung der Einzelfälle so viel einfacher und schneller gelingt. Auch die Opferschutzvereinigung Weißer Ring hatte den Entwurf bemängelt.

Bild: ©Harald Oppitz/KNA

Matthias Katsch ist Mitbegründer des "Eckigen Tisches" zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche.

Katsch betonte weiter, durch die "Kultur des Missbrauchs und der Vertuschung in der Kirche" fehlten gerichtliche Urteile oder Strafanzeigen, die Taten seien häufig verjährt. Es sei oft schwer nachzuweisen, dass die Taten überhaupt stattgefunden hätten. Das berücksichtige der Entwurf nur unzureichend. Psychische Beeinträchtigungen unterlägen nicht derselben Kausalität wie physische Leiden.

Die große Koalition will das Opferentschädigungsgesetz (OEG) aus dem Jahr 1985 reformieren. Das Papier aus dem SPD-geführten Sozialministerium sieht nach Angaben des Magazins vor, den Anspruch auf Leistungen alle fünf Jahre zu überprüfen.

Katsch kritisierte weiter, es gebe sogar Verschlechterungen, etwa bei der bisher möglichen Unterstützung zur beruflichen Neuorientierung. Aus den positiven Erfahrungen mit dem Ergänzenden Hilfesystem in Bezug auf den Leistungskatalog habe man nichts gelernt. Das Ergänzende Hilfesystem war als eine Forderung des von der Bundesregierung eingesetzten Runden Tisches nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals eingerichtet worden. (KNA)