Tugendgrade, Martyrien und Wunder für 26 Glaubenszeugen bestätigt

Mönche von Tibhirine: Weg zur Seligsprechung ist frei

Veröffentlicht am 27.01.2018 um 14:25 Uhr – Lesedauer: 
Trappisten von Tibhirine mit Pilgern
Bild: © KNA
Heilige und Selige

Vatikanstadt ‐ Für insgesamt 26 Glaubenszeugen hat Papst Franziskus jetzt den Weg zur Seligsprechung freigemacht. Darunter auch die sieben Mönche von Tibhirine – bekannt aus dem Film "Von Menschen und Göttern".

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Papst Franziskus hat das Martyrium von 19 Ordensleuten anerkannt, die zwischen 1994 und 1996 in Algerien ermordet worden sind. Unter ihnen sind die sieben Trappisten des Klosters von Tibhirine und der frühere Bischof von Oran, Pierre Claverie (1938-1996). Wie der Vatikan am Samstag mitteilte, unterzeichnete der Papst am Freitag die Dekrete, mit denen mehrere Seligsprechungsverfahren fortgesetzt werden können. Neben den Märtyrern in Algerien gilt dies auch für sieben weitere Verfahren, darunter die für die französische Schriftstellerin und Mystikerin Madeleine Delbrel und die ermordete Rumänin Veronica Antal.

Die sieben französischen Trappisten des Klosters Notre-Dame de l'Atlas im Norden Algeriens waren während des Bürgerkriegs Ende März 1996 entführt worden. Ihre abgetrennten Köpfe wurden Ende Mai desselben Jahres aufgefunden. Zu der Tat bekannte sich eine terroristische Splittergruppe. Allerdings konnte der Mord nie restlos aufgeklärt werden; es gibt Vorwürfe, hinter der Entführung stecke der algerische Geheimdienst. Im Jahr 2010 wurden das Leben und das Martyrium der sieben Mönche unter dem Titel "Von Menschen und von Göttern" verfilmt. Das Seligsprechungsverfahren für die Mönche von Tibhirine war im Juli 2016 eröffnet worden.

Wenige Monate nach den Mönchen kam der Bischof von Oran, Pierre Claverie, durch ein Bombenattentat am Eingang seiner Bischofskirche ums Leben. Das Seligsprechungsverfahren, für das der Papst nun das Martyrium "aus Hass gegen den Glauben" bestätigte, läuft unter dem Titel "Pierre Clavier und 18 Gefährten". Dazu zählen neben dem Bischof und den Trappisten zehn weitere Ordensmänner und -frauen, die in Algerien wegen ihres Glaubens ermordet wurden.

Eine der führenden katholischen Intellektuellen Frankreichs

Auch für die Französin Madeleine Delbrel (1904-1964) ist eine mögliche Seligsprechung näher gerückt, nachdem ihr "heroischer Tugendgrad" vom Vatikan anerkannt wurde. Delbrel war in ihrer Jugend eigenen Angaben zufolge antiklerikal und atheistisch. Durch persönliche Lebenskrisen - die Krankheit ihres Vaters und die Trennung von ihrem Verlobten, der ins Kloster ging - sowie durch christliche Mitstudenten in Paris begann für sie ein Wandel. Den Plan, in ein Kloster zu gehen, verwarf sie. Stattdessen arbeitete sie viele Jahre als Sozialarbeiterin. Ihr christlicher Glaube machte sie zur Kritikerin sozialer Missstände; um diese zu bekämpfen, arbeitete Delbrel teilweise mit Kommunisten zusammen.

Bild: ©KNA

Die Französin Madeleine Delbrel.

Durch ihre Lebensweise und ihre Veröffentlichungen wurde sie zu einer der führenden katholischen Intellektuellen Frankreichs. Innerhalb der Kirche galt sie als Mystikerin und Pionierin für christliche Mission in einem atheistischen Umfeld. Sie beriet Bischöfe bei wichtigen Projekten. 1993 wurde das Seligsprechungsverfahren für sie eröffnet.

Getötet mit 42 Messerstichen

Papst Franziskus anerkannte zudem das Martyrium der Rumänin Veronica Antal (1935-1958). Antal wollte als 17-Jährige in ein Kloster in ihrem Wohnort Halaucesti eintreten. Nach der Schließung der Konvente im kommunistischen Rumänien konnte sie diesen Plan nicht verwirklichen und versuchte stattdessen, wie eine Ordensfrau mit den entsprechenden Gelübden zu leben. Auf dem Heimweg von einem abendlichen Kirchenbesuch wurde sie von einem Mann überfallen, der sie vergewaltigen wollte. Weil sie sich heftigst wehrte - auch um keusch zu bleiben -, tötete der Mann sie mit 42 Messerstichen.

Die Bekanntheit Veronica Antals und die Verehrung für sie unter der Bevölkerung wuchsen schnell. Bald schon pilgerten Menschen zu dem Ort, an dem sie ermordet worden war. 2003 wurde schließlich das Seligsprechungsverfahren eröffnet. (tmg/KNA)