Theologe fordert radikale Maßnahmen wegen Missbrauchs

Müller: Papst soll auf Anrede "Heiliger Vater" verzichten

Veröffentlicht am 25.09.2018 um 15:24 Uhr – Lesedauer: 
Psychotherapeut und Theologe Wunibald Müller ist Leiter des Recollectio-Hauses in der Abtei Münsterschwarzach.
Bild: © KNA

Würzburg/Münsterschwarzach ‐ Die Kirche sei keineswegs heilig, sondern sündig und schuldbeladen: Theologe Wunibald Müller fordert deshalb, dass der Papst ein starkes Zeichen setzen soll. Und das ist noch nicht alles.

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Der Psychotherapeut und katholische Theologe Wunibald Müller hat angesichts der am Dienstag von der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellten Missbrauchsstudie radikale Maßnahmen gefordert. "Die Kirche muss bekennen, dass sie keineswegs eine heilige, sondern sündige, schuldbeladene Kirche ist", schreibt der langjährige frühere Leiter des Münsterschwarzacher Recollectio-Hauses. "Der Papst sollte - und das wäre immerhin ein starkes Zeichen - öffentlich darauf verzichten, weiterhin sich Heiliger Vater nennen zu lassen."

Sollte Franziskus selbst in der Vergangenheit dabei mitgewirkt haben, dass sexualisierte Gewalt vertuscht worden sei, sollte er dazu stehen, so Müller. Außerdem gelte es, die Mauern des Klerikalismus zu schleifen, "die Vorstellung, gar Ideologie, dass es seinsmäßig einen Unterschied zwischen Klerikern und Laien gibt und die Kleriker über den Laien stehen".

"Es muss im wahrsten Sinne des Wortes eine Entmachtung der Bischöfe stattfinden", forderte der Psychotherapeut. Macht und Verantwortung müssten in der Kirche neu verteilt werden. Dabei seien Frauen uneingeschränkt zu beteiligen. Außerdem forderte der Theologe erneut, die Pflicht zur Ehelosigkeit durch einen frei gewählten Zölibat zu ersetzen sowie das Verbot der Weihe homosexueller Männer zu Priestern aufzuheben. (KNA)