Nach Missbrauch: "Dämonen des Schweigens austreiben"
Mit Blick auf die Praxis des Schweigens und aktiven Vertuschens von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche hat der Generalvikar des Erzbistums München und Freising, Peter Beer, eine spirituelle Erneuerung und eine neue Kultur des miteinander Redens gefordert. "Wir als Kirche brauchen dringend die Begegnung mit dem lebendigen Jesus Christus, der uns vom Dämon des Schweigens befreit, der diesen Dämon austreibt, damit Kirche nicht nur im speziellen Fall der Missbrauchsaufarbeitung ins angemessene Reden kommt, sondern auch grundsätzlich die Kirche als Ganzes, die Glieder der Kirche miteinander, die Kirche mit der Welt, die Kirche mit Gott, die Kirche mit allen Menschen, die Kirche über ihre eigenen Schwierigkeiten, Probleme und dunklen Flecken", sagte Beer am Freitag bei einem Gottesdienst im bayerischen Ohlstadt.
Im Lukas-Evangelium spreche Jesus davon, dass das Reich Gottes bereits angekommen sei, wenn er den Dämon des Schweigens austreibe. "In logischer Fortführung heißt dies aber dann auch: Wenn wir vom Dämon des Schweigens befreit ins rechte Reden kommen, wirken wir an der Auferbauung des Reiches Gottes mit und erfüllen so erst unseren Sendungsauftrag als Jüngerinnen und Jünger Jesu", so Beer weiter. Das Reich Gottes sei ein Reich der Gerechtigkeit, der Freude, des Friedens und der Hoffnung.
Durch das Reden würde Unrecht offenbar, würden Menschen und Verletzungen wahrnehmbar, Sachverhalte könnten zurechtgerückt werden. "Miteinander reden schafft Freude, denn mit ihm wird Gemeinschaft gestiftet. Miteinander reden schafft Hoffnung, denn im Reden lassen sich Ideen entwickeln, Visionen skizzieren, Alternativen vergleichen und befreiende Auswege aus so manchen Situationen erproben. Miteinander reden schafft Frieden. Durch das miteinander reden lassen sich Kompromisse aushandeln, können Ängste angesprochen und abgebaut werden, lassen sich Missverständnisse abbauen", betonte der Generalvikar. (stz)