Nach päpstlicher Visitation: "Ausnahmesituation" im Bistum Gurk
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat nach Abschluss der vom Vatikan angeordneten Visitation im Bistum Gurk-Klagenfurt eine kritische Bilanz gezogen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu keinen personellen Konsequenzen kommen wird", sagte er am Freitag vor Journalisten in Salzburg. Die Diözese befinde sich in einer "Ausnahmesituation". Er habe während seiner Visitation viel zerrüttetes Vertrauen und Ängste bei Gläubigen und Mitarbeitern in Kärnten gespürt.
Lackner und sein Team hatten die Visitation am 14. Januar begonnen. Vorausgegangen waren schwere Vorwürfe des Domkapitels von Gurk-Klagenfurt gegen den langjährigen Bischof Alois Schwarz (66), der im Sommer nach Sankt Pölten gewechselt war. Ohne Zustimmung des Vatikan veröffentlichte es Mitte Dezember im Internet die Zusammenfassung eines Finanzprüfberichts. Der Vatikan hatte die Publikation zuvor im Eilverfahren untersagt.
Die Vorwürfe lauten auf fragwürdige Personalentscheidungen sowie undurchsichtige Vorgänge im Amts-, Führungs- und Lebensstil des Bischofs. Das Kapitel kündigte sogar Regressforderungen gegen Schwarz an, der die Diözese von 2001 bis Mitte 2018 leitete. Schwarz selbst weist die Vorwürfe - vor allem finanziellen Fehlverhaltens sowie angedeuteter Verstöße gegen den Zölibat - kategorisch zurück.
Ein Apostolischer Visitator ist ein Beauftragter des Papstes, der in einer Diözese als Kontrolleur mit umfassenden Befugnissen agiert. Der Auftrag habe gelautet, "den Zustand der Diözese Gurk-Klagenfurt in Bezug auf die katholische Lehre und Leitung in Augenschein zu nehmen", also "die tieferliegenden Gründe, die zur gegenwärtigen Verwirrung führten, zu erforschen und dem Heiligen Stuhl zu berichten", so Lackner damals in einer Pressekonferenz vor Beginn der Visitation.
Der nun vorliegende Bericht, der an die Nuntiatur in Wien und von dort an die zuständige römische Bischofskongregation ergeht, umfasst laut Lackner 50 Seiten. Er gliedert sich in einen pastoralen, einen kirchenrechtlichen und einen wirtschaftlichen Teil sowie einen Überblick über die Medienberichterstattung. Dem Bericht lägen intensive Gespräche mit rund 200 Kärntnerinnen und Kärntnern, 145 Gesprächsprotokolle und mehr als 2.600 schriftliche Kontakte zugrunde. Das Material umfasst demnach 15 Aktenordner.
Weitere Schritte und Konsequenzen lägen nun bei der zuständigen vatikanischen Bischofskongregation, betonte Lackner, der aufgrund einer kirchenrechtlichen Schweigepflicht keine Details zum Inhalt des Berichts mitteilte.
Mitte Februar waren Vorwürfe der Gurker Bistumsleitung laut geworden, dass Lackner seine Kompetenzen als Visitator überschritten habe. Auslöser der Kritik war die Beauftragung einer unabhängigen Anwaltskanzlei durch Lackner. Sie sollte Einsicht in Ermittlungsakten in Graz nehmen, in denen es um den Verdacht der Untreue gegen den früheren Kärntner Bischof Alois Schwarz geht. Lackners Sprecherin wies die Vorwürfe zurück. (cst/KNA)