Neymeyr: Zulassung von Frauen zu Weiheämtern theologisch denkbar
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hält eine Zulassung von Frauen zu Weiheämtern in der katholischen Kirche für möglich. Theologisch sei dies denkbar, erklärte Neymeyr am Donnerstagabend beim Jahrespresseempfang seines Bistums in Erfurt. Man müsse in dieser Diskussion allerdings "theologisch manches reflektieren" – etwa die Frage, inwieweit das Priesteramt Männern vorbehalten bleiben müsse, um Christus repräsentieren zu können. "Was bedeutet diese Repräsentation? Wie weit geht sie? Und muss sie sich auch auf das Geschlecht beziehen?", fragte Neymeyr vor rund 50 anwesenden Journalisten und Mitarbeitern seiner Diözese.
In Deutschland gebe es vermutlich schon heute eine Mehrheit, die sich eine Zulassung von Frauen zu ordinierten Ämtern vorstellen könne. "Ich mir auch", sagte der Bischof, der in diesem Zusammenhang auf Theologiestudentinnen und pastorale Mitarbeiterinnen verwies, die sich "wirklich intensiv" um ein religiöses Leben bemühten. Allerdings sei die Kirche in Deutschland auch in dieser Frage in die Weltkirche eingebunden; und in anderen Teilen der Welt – etwa in Osteuropa – seien Priesterinnen "noch absolut unvorstellbar". Die Einbindung in die Weltkirche, die etwa die Katholiken in der DDR als Anker außerhalb der Diktatur empfunden hätten, sei hier "vielleicht eher eine Fessel", so Neymeyr.
Bischof spricht sich erneut für "viri probati" aus
Neymeyr sprach sich bei dem Empfang erneut auch dafür aus, verheiratete pastorale Mitarbeiter wie Diakone oder Gemeindereferenten – sogenannte "viri probati" – zu Priestern zu weihen. "Sie haben es gelernt, die Anforderungen eines pastoralen Berufs mit dem Familienleben zu vereinbaren, was eine große Herausforderung darstellt", so der Bischof. Mit Blick auf zölibatär lebende Priester formulierte der 61-Jährige den Anspruch, dass diese fähig seien müssten, ohne Familie zu leben: "Die große Zahl der Single-Haushalte zeigt, dass dies auch Vorteile hat." Zugleich bräuchten Priester jedoch Frauen und Männer, mit denen sie in einer tragfähigen Freundschaft verbunden seien.
Priester und Laien rief der Bischof zu einer gegenseitigen Anerkennung ihrer jeweiligen Aufgaben in der katholischen Kirche auf. "Im Verhältnis der Priester zu den Getauften und Gefirmten ist mir wichtig, dass die Priester anerkennen, dass die Ehrenamtlichen nicht nur praktische Begabungen oder professionelle Befähigungen mitbringen, sondern auch durch Taufe und Firmung befähigt und beauftragt sind, die Kirche mitzugestalten", sagte Neymeyr. Zugleich müssten die Getauften und Gefirmten anerkennen, dass die Diakone, Priester und Bischöfe durch die Weihe durch Jesus Christus selbst beauftragt seien, die Sakramente zu spenden, das Evangelium zu verkünden und die Gemeinden zu leiten.
"Katholizismus und Nationalismus gehen nicht zusammen"
Angesichts der drei bevorstehenden Wahlen in diesem Jahr in Thüringen – der Europa- und der Kommunalwahl am 26. Mai sowie der Landtagswahl am 27. Oktober – forderte Neymeyr mehr Respekt und Unterstützung für Politiker. Obwohl diese sich für das Zusammenleben der Menschen engagierten, würden sie oft kritisiert und sogar beschimpft. Die Bürger rief der Bischof dazu auf, sich vor den Wahlen ein Bild von den Parteiprogrammen zu machen und verantwortungsvoll von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Eine Wahlempfehlung sprach Neymeyr zwar nicht aus. Mit Blick auf die Katholiken in Thüringen betonte er jedoch: "Da katholische Christen Glieder des weltumspannenden Gottesvolkes der Kirche sind, gilt der Grundsatz: Katholizismus und Nationalismus gehen nicht zusammen." Diese Aussage kann als Stellungnahme gegen die AfD verstanden werden, gegen die sich der Bischof in den vergangenen Jahren wiederholt positioniert hatte. So erlangte Neymeyr unter anderem bundesweit Aufmerksamkeit, als er im Herbst 2015 aus Protest gegen eine AfD-Demonstration auf dem Erfurter Domplatz die Beleuchtung des Erfurter Doms ausschalten lies. (stz)