US-Kardinal über Beratungen der Päpstlichen Kinderschutzkommission

O'Malley: So will die Kirche gegen Missbrauch vorgehen

Veröffentlicht am 10.09.2018 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Vatikanstadt ‐ Die Glaubwürdigkeit der Kirche steht und fällt mit der Aufarbeitung der Missbrauchskrise. Das sieht auch US-Kardinal Sean Patrick O'Malley so - und erklärt, was nun von entscheidender Bedeutung ist.

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Die Antwort auf die Missbrauchskrise ist aus Sicht von US-Kardinal Sean Patrick O'Malley maßgeblich für die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche. Sollte sich die Kirche unfähig zeigen, auf die aktuelle Situation umfassend zu reagieren, hätte dies Auswirkungen auf alle kirchlichen Tätigkeiten in den Bereichen Verkündigung, Wohlfahrt und Bildung, sagte O'Malley, Leiter der päpstlichen Kinderschutzkommission und Mitglied des engsten Beraterkreises um Papst Franziskus, dem Mediendienst "Vatican News" (Sonntagabend). Das Thema Missbrauch müsse "Priorität" haben.

Von entscheidender Bedeutung sei, dass die Leitungsspitzen der Kirche die Stimme der Opfer hörten, betonte O'Malley. Nur so könnten sie begreifen, wie wichtig eine schnelle und angemessene Reaktion auf jeden Fall von Missbrauch sei. Der Kardinal verwies auf eine jüngste Schulung von mehr als 200 Bischöfen in Rom in den vergangenen Tagen. Dabei habe sich in einer Videobotschaft auch Marie Collins an sie gewandt, eine irische Kinderschutzaktivistin, die als Kind selbst missbraucht wurde.  

O'Malley sagte, allein seit April hätten Mitglieder der Kinderschutzkommission auf rund 100 Konferenzen vor kirchlichen Leitungsverantwortlichen für Kinderschutz-Programme geworben. Ferner wolle man Bischofskonferenzen Instrumente bereitstellen, um deren Umsetzung von Missbrauchs-Richtlinien zu evaluieren und zu kontrollieren. Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch sollten Thema der turnusmäßigen Rechenschaftsberichte der Bistumsleiter in Rom sein, forderte der Bostoner Kardinal.  

Zahlreiche Tagungen für Kirchenobere geplant

O'Malley äußerte sich zum Abschluss einer dreitägigen Vollversammlung der päpstlichen Kinderschutzkommission. Im Mittelpunkt der Tagung stand die aktuelle Krise der katholischen Kirche in Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch und Vertuschung. Die internationale Expertenkommission warb dafür, die Öffentlichkeit stärker für Prävention zu mobilisieren. Die Antwort der Kirche auf die Skandale müsse vom Hören auf die Opfer ausgehen. 

Im April 2019 sind nach Angaben der Kommission Tagungen für Kirchenobere in Zentral-Osteuropa sowie für Bischöfe und Ausbilder in Brasilien geplant. Ferner sollen Mitglieder der vatikanischen Expertengruppe im November 2019 vor dem Rat der Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen in Mexiko sprechen und einen Kinderschutz-Kongress 2020 in Kolumbien mitbegleiten.

Die päpstliche Kinderschutzkommission wurde im März 2014 gegründet. Als deutsches Mitglied gehört ihr der Jesuit Hans Zollner an, der als Theologe und Psychologe an der päpstlichen Universität zugleich ein Kinderschutzzentrum leitet. (bod/KNA)