Papst: Der Teufel ist schuld am falschen Gottesbild
Die Zehn Gebote sind für Papst Franziskus keinesfalls "der Befehl eines Despoten, der verbietet und zwingt", sondern Ausdruck der väterlichen Fürsorge Gottes. Der Teufel versuche jedoch, den Menschen ein falsches Gottesbild vorzugaukeln, sagte der Papst am Mittwoch auf dem Petersplatz. Die "tragischste der Lügen", die die Schlange Eva erzählt habe, sei die Vorstellung eines "eifersüchtigen und besitzergreifenden Gottes", sagte er bei seiner wöchentlichen Generalaudienz. Dabei setzte das Kirchenoberhaupt seine Katechese-Reihe zu den biblischen Zehn Geboten fort.
Die Welt brauche keine Paragrafenreiterei, sondern Fürsorge, so der Papst weiter. "Sie braucht Christen mit kindlichen Herzen." Franziskus warb für das Gottesbild eines "liebenden Vaters, der sich um seine Kleinen kümmert und sie vor der Selbstzerstörung bewahren will". In der Bibel sei auch nicht von Geboten die Rede, das Wort "Dekalog" bedeute "zehn Worte". Ein bedeutender Unterschied für den Papst: "Ein Gebot ist eine Mitteilung, die ohne Dialog auskommt. Das Wort hingegen ist das wesentliche Mittel in einer Beziehung auf Basis des Dialogs", so Franziskus. Die Gläubigen müssten sich deshalb stets fragen: "Gibt Gott mir Dinge vor, oder kümmert er sich um mich?"
Papst spricht immer wieder über den Teufel als Person
Der Papst betonte, dass Gott den Menschen stets die Freiheit der Entscheidung lasse: "Jesus ist das Wort des Vaters, nicht die Verdammung des Vaters". Die Zehn Gebote seien in diesem Sinne Mitteilungen eines guten Vaters, "Gott kommuniziert mit uns und wartet auf unsere Antwort", so Franziskus.
Immer wieder spricht Franziskus über den Teufel. Er sei keine "diffuse Sache", sondern "eine Person", betonte er Ende vergangenen Jahres in einer italienischen TV-Sendung. Und: "Wenn du ein Gespräch mit dem Teufel anfängst, hast Du schon verloren, er ist intelligenter als wir und stößt Dich um und verdreht Dir den Kopf." Der Teufel täusche ständig vor, "wohl erzogen" gegenüber Priestern und Bischöfen zu sein. Wenn man dies nicht rechtzeitig durchschaue, ende das übel, so der Papst damals.
Auch in seinem im April veröffentlichten Schreiben "Gaudete et exsultate" betonte der Papst, dass der Weg zur Heiligkeit des Christen "ein ständiger Kampf" sei, schreibt Franziskus. Dieser gelte nicht nur rein weltlichen Einstellungen und eigenen Schwäche, sondern auch gegen den Teufel, der nicht nur ein Mythos sei. Er vergifte die Menschen "mit Hass, Traurigkeit, Neid, mit Lastern". Verlangt seien Wachsamkeit und ständige geistliche Unterscheidungen, was der Sinn des eigenen Leben ist und wie dieser in einer jeweiligen Situation zu leben ist. Dazu gelte es zu beten, auf das Evangelium und die Kirche zu hören sowie auf Gottes Geduld zu vertrauen. (bod/KNA)