Heiligsprechung im Vatikan

Papst spricht Paul VI. und Oscar Romero heilig

Veröffentlicht am 14.10.2018 um 12:31 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Beeindruckende Zeremonie auf dem Petersplatz: Papst Franziskus hat am Sonntag seinen Vorgänger Paul VI, Oscar Romero sowie fünf weitere Selige in das Verzeichnis der katholischen Heiligen aufgenommen.

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Papst Franziskus hat in Rom seinen Vorgänger Paul VI. (1963-1978) und den ermordeten salvadorianischen Erzbischof Oscar Romero (1917-1980) heiliggesprochen. Bei der Feier auf dem Petersplatz am Sonntag nahm er außerdem fünf weitere Selige in das Verzeichnis der katholischen Heiligen auf, unter ihnen die aus dem Westerwald stammende Gründerin der "Dernbacher Schwestern", Maria Katharina Kasper (1820-1898).

Franziskus würdigte Paul VI. als "Prophet einer hinausgehenden Kirche, die Weitblick hat und sich um die Armen kümmert". Seine bleibende Mahnung an die Kirche sei das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), dessen "weiser Steuermann" Paul VI. gewesen sei. Sein Wirken als Papst sei aber auch von "Mühen und von Unverständnis" begleitet gewesen, sagte Franziskus.

Heilige "ohne Lauheit, ohne Berechnung"

Besonderen Nachhall fand der als Giovanni Battista Montini bei Brescia geborene Paul VI. vor allem durch seine Enzyklika "Humanae vitae" (1968) zur Sexualethik. Wegweisend war aber auch sein Lehrschreiben "Populorum progressio" (1967) zu globaler Entwicklung und wirtschaftsethischen Fragen.

An Romero hob Papst Franziskus dessen Nähe zu den Armen und zum Volk hervor. Romero habe "auf weltliche Absicherungen, ja auf seine eigene Sicherheit" verzichtet, "um evangeliumsgemäß sein Leben hinzugeben". In ähnlicher Weise hätten auch Katharina Kasper und die übrigen Heiligen "ohne Lauheit, ohne Berechnung, mit der Leidenschaft, etwas zu riskieren und loszulassen", in der Nachfolge Jesu gelebt.

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Video: © Mediaplus X und Bernward Medien

Ein Beitrag der Serie "Katholisch für Anfänger". Die Zeichentrickserie erklärt auf einfache und humorvolle Art zentrale Begriffe aus Kirche und Christentum. In dieser Folge geht es um Heilige und ihre Bedeutung im christlichen Glauben.

Romero, ein wichtiger Vertreter der Befreiungstheologie, wurde 1980 nach seinem Eintreten gegen die salvadorianische Militärjunta erschossen. Kasper gründete 1845 einen Verein für Kranken- und Altenpflege, aus dem später die Kongregation der Dernbacher Schwestern hervorging. Heute zählen die "Armen Dienstmägde Jesu Christi" rund 600 Schwestern.

Zu der Heiligsprechung reisten zahlreiche hohe Delegationen nach Rom, unter ihnen die Staatschefs von El Salvador, Panama und Chile. Zu Ehren der aus Spanien stammenden Ordensgründerin Nazaria Ignazia March Mesa (1889-1943) nahm die spanische Königin Sofia an der Zeremonie teil. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. blieb der Feier dagegen fern. Der 91-Jährige sei nicht mehr so agil wie noch vor einigen Monaten, sagte Kardinal Angelo Becciu, Präfekt der Heiligsprechungskongregation, im Vorfeld. Paul VI. hatte bei seinem letzten Konsistorium am 27. Juni 1977 Joseph Ratzinger, den späteren Benedikt XVI., in den Kardinalsstand erhoben.

Einsatz für Arme inmitten "sozialer und politischer Unterdrückung"

Kardinal Angelo Becciu, Präfekt der Heiligsprechungskongregation, hob in seiner Vorstellung der Heiligen den Einsatz des späteren Paul VI. für verfolgte Juden hervor. Giovanni Battista Montini war von 1937 an in leitender Position im vatikanischen Staatssekretariat tätig. Den ermordeten salvadorianischen Erzbischof Romero würdigte Becciu für seinen Einsatz für Arme inmitten "sozialer und politischer Unterdrückung". Die Westerwälderin Katharina Kasper habe trotz einfacher Herkunft ein großes Werk der Verkündigung und der Förderung des Sozialwesens ins Leben gerufen, sagte Becciu.

Beim Gottesdienst trug Papst Franziskus einen Gürtel, den Romero im Augenblick seiner Ermordung am Altar getragen hatte. Außerdem benutzte der Papst ein Messgewand seines Vorgängers Paul VI. und dessen Kelch. (stz/KNA)