Papst: Stoppt Politik, die Migranten aller Übel beschuldigt!
In seiner Botschaft zum katholischen Weltfriedenstag am 1. Januar verurteilt Papst Franziskus eine "Eskalation von Einschüchterungen" in der Politik sowie unkontrollierten Waffenhandel. Ebenso unmoralisch seien "politische Diskurse, welche die Migranten aller Übel beschuldigen", schreibt das Kirchenoberhaupt. Die Botschaft trägt den Titel "Gute Politik steht im Dienst des Friedens". Für die Deutsche Bischofskonferenz dankte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, am Freitag dem Papst für seine "Wegweisung zum Frieden" in einer zerrissenen Welt.
Franziskus betont in seiner Botschaft, Frieden könne sich niemals auf "das bloße Gleichgewicht der Kräfte und der Angst beschränken". Einen anderen zu bedrohen, bedeute, "ihn zum bloßen Objekt zu machen und ihm seine Würde abzusprechen". Vielmehr beruhe Frieden auf "der Achtung jedes Menschen, des Gesetzes und des Gemeinwohls einschließlich der Schöpfung".
Gleichzeitig erinnert Papst Franziskus an den 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Zu diesen Rechten gehörten auch Pflichten - der Politik wie jedes einzelnen Menschen. Insofern sei Frieden "das Ergebnis eines großen politischen Projekts, das auf gegenseitiger Verantwortung und wechselseitiger Abhängigkeit" beruhe, und eine Herausforderung, der sich jeder Mensch "Tag für Tag stellen muss", so der Papst.
Jeder Mensch, besonders auch jeder Christ, sei verpflichtet, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten politisch zu engagieren, schreibt Franziskus weiter. Ganz besonders diene gute Politik dem Frieden, wenn sie jungen Menschen die Möglichkeit gebe, die Zukunft mitzugestalten. Dagegen verurteilt der Papst eine Politik, die nur dem eigenen Machterhalt und den Interessen einzelner Gruppen statt dem Gemeinwohl dient. Scharf kritisiert er politische Laster wie Korruption, Rechtsverweigerung, Gewalt, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit sowie unbegrenzte Ausbeutung natürlicher Ressourcen.
Ackermann: Viele blicken nicht über eigenen Tellerrand
Bischof Ackermann bemängelte, dass auch in Deutschland offenbar die Zahl derer wachse, "die nicht bereit sind, über den Tellerrand des eigenen Landes zu blicken, und von der Politik erwarten, zuerst und vor allem die eigenen kurzfristigen Interessen zu vertreten". Die Botschaft des Papstes sei auch eine Ermutigung an die Christen, sich in das politische Leben aktiv einzubringen.
"Es ist ja eine beliebte Rede, dass Politik ein schmutziges Geschäft sei, das den Charakter verdirbt. Für den Papst aber ist 'gute Politik' eine 'hervorragende Form der Nächstenliebe'. Ich würde mich freuen, wenn diese Sicht gerade auch von jungen Christen geteilt wird und sie zur Einmischung motiviert", erklärte Ackermann.
Der Weltfriedenstag der katholischen Kirche wird seit 1968 jährlich am 1. Januar begangen; er geht zurück auf eine Initiative von Papst Paul VI. (1963-1978). Zum Weltfriedenstag veröffentlicht der Papst jeweils vorab eine Weltfriedensbotschaft. (KNA)