Neue Erkenntnisse zum Frauendiakonat

Papstberater: Diakoninnen empfingen gleiche Weihe wie Männer

Veröffentlicht am 16.01.2019 um 12:46 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Jahrhundertelang haben Frauen als Diakoninnen gewirkt und Sakramente gespendet: Das sagen zwei Theologen, die für den Papst zum Frauendiakonat in der frühen Kirche forschen. Doch bei der Analyse alter Manuskripte stießen sie auf eine Einschränkung.

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Laut neuesten Forschungsergebnissen haben Frauen fast ein Jahrtausend lang unterschiedliche Aufgaben in der Verwaltung oder Seelsorge übernommen. "Sie haben Frauen gesalbt, kranken Frauen die Kommunion gebracht, an Taufen teilgenommen oder waren Schatzmeisterinnen", sagt die Theologin Phyllis Zagano dem US-Jesuitenmagazin "America" am Dienstag. Zagano lehrt an der Hofstra-Universität im US-Bundesstaat New York und ist Mitglied der Kommission, die im Auftrag von Papst Franziskus die Rolle von Diakoninnen in der frühen Kirche untersucht.

In der Ostkirche habe es schon "sehr früh" Diakoninnen gegeben, die ihren Dienst bis ins zehnte Jahrhundert taten, sagt auch der Jesuit Bernard Pottier, der ebenfalls Mitglied in der päpstlichen Kommission ist. Für die Westkirche hat er vom fünften bis ins zwölfte Jahrhundert Zeugnisse von Diakoninnen gefunden. "Der interessanteste Beweis für Diakoninnen ist die Weihezeremonie", sagt Zagano, "die war für Frauen wie Männer nämlich gleich." Zagano widmet sich bereits seit vielen Jahren der Erforschung von Diakoninnen, momentan in Rom. Dort hat sie für ihre Arbeit Einsicht in Originalmanuskripte.

Eheannullierung in der frühen Kirche

"Dabei haben wir auch den Fall einer Eheannullierung gefunden", sagt Zagano. "Eine Frau in Syrien wurde von ihrem Ehemann geschlagen. Eine Diakonin besuchte sie und sah sich die Blutergüsse an. Ihre Einschätzung hat sie dann an den Bischof weitergeleitet." Man verließ sich also auf das Urteil einer Frau als alleiniger Gutachterin. Die Rolle des Bischofs sei bei der Analyse der Diakoninnen aber nicht zu unterschätzen, sagt Pottier: "Je nach Region war die Bedeutung der Frauen sehr unterschiedlich – das hing vom jeweiligen Ortsbischof ab."

Seit August 2016 untersucht eine Kommission die Aufgaben der Diakoninnen im Auftrag von Papst Franziskus, der sie auf Anregung von Ordensoberinnen einsetzte. Die Kommission beschränkt sich auf die Erforschung der historischen Realität, konkrete Handlungsempfehlungen soll und wird sie nicht machen. Das hat Phyllis Zagano noch einmal betont: "Besonders Kardinäle aus Afrika befürchten, dass wir eine amerikanische Idee Afrika aufdrängen wollen. Aber hier will niemand jemandem etwas aufdrängen."

In der Neuzeit wurden erstmals im Jahr 2017 eine Diakonin geweiht: In der Demokratischen Republik Kongo machte der orthodoxe Patriarch von Alexandria, Theodoros II., eine Katechetin zur "Missionsdiakonin". Gut ein halbes Jahr zuvor hatte die Synode des Patriarchats von Alexandria beschlossen, die Einführung einer Diakoninnenweihe zu prüfen. (cph)