Poroschenko lässt Gläubigen die Wahl
Im Streit um eine Unabhängigkeit der orthodoxen Kirche in der Ukraine von Russland sichert Präsident Petro Poroschenko den Befürwortern seine Unterstützung zu. Sein Land werde die Rechte von Priestern und Gemeindemitgliedern schützen, die eine ukrainische orthodoxe Ortskirche gründen wollen, sagte das Staatsoberhaupt am Sonntag bei einem Gebet zum jährlich stattfindenden Tag der Verteidiger der Ukraine. Im Vorfeld hatte er lokalen Medien zufolge dazu aufgerufen, dabei auch für die Unabhängigkeit der orthodoxen Kirche in der Ukraine zu beten.
Tausende Menschen nahmen daran teil. Das Verhältnis zwischen Kiew und Moskau ist wegen der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland und des verdeckten russischen Militäreinsatzes in der Ostukraine zerrüttet. Kritiker einer drohenden Kirchenspaltung wolle er aber nicht unter Druck setzen. Er werde die Wahl derjenigen respektieren, die an der Einheit mit der russisch-orthodoxen Kirche festhalten wollten, versicherte Poroschenko laut Nachrichtenagentur Interfax. "Dies ist eine Frage der freien Wahl für alle Gläubigen", erklärte er. Es werde auch keine Staatskirche geben.
Russisch-orthodoxe Kirche will über weitere Schritte beraten
Am Donnerstag hatte die Kirchenleitung, der Heilige Synod, des Ökumenischen Patriarchats unter Vorsitz des ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. die 332 Jahre alte Zuordnung der Ukraine zum Moskauer Patriarchat widerrufen. Demnach übernahm Bartholomaios wieder die kirchliche Oberhoheit über die Ukraine, was als Zwischenschritt zur Autokephalie (Unabhängigkeit) der Kirche in der Ex-Sowjetrepublik gilt.
Die russisch-orthodoxe Kirche wehrt sich gegen den Verlust ihrer Gläubigen in der Ukraine und will an diesem Montag über weitere Schritte beraten. Damit drohen tiefgreifende Verwerfungen zwischen den orthodoxen Kirchen. In der Ukraine gibt es mindestens drei orthodoxe Kirchen, die moskautreue Kirche hat die meisten Gemeinden. (dpa)