Priestergemeinschaft soll Frauenkloster übernehmen
Der Franziskanerinnen-Konvent auf dem Reutberg bei Bad Tölz soll demnächst aufgelöst werden. Das Kloster selbst wolle das Erzbistum München und Freising aber "als geistliches Zentrum erhalten und weiterentwickeln", heißt es in einer Mitteilung der Diözese vom Montag. Das Erzbistum plane, dass das Kloster in Zukunft ein pastorales Zentrum werde und im Gebäude eine Priestergemeinschaft einziehe. Man sei mit einer priesterlichen, apostolisch tätigen Gemeinschaft im Gespräch, die dann dazu bereit wäre, sagte eine Bistumssprecherin am Dienstag gegenüber katholisch.de. Der Name der Priestergemeinschaft dürfe derzeit aber noch nicht nach außen kommuniziert werden.
Derzeit leben in dem Kloster in Sachsenkam zwei Franziskanerinnen, von denen eine hochbetagt und pflegebedürftig ist. Bereits 2013 hat die vatikanische Ordenskongregation den Schwestern mitgeteilt, dass eine Auflösung unvermeidlich ist. Sie habe die Ordensfrauen aufgefordert, eine Entscheidung über ihre Zukunft zu treffen und als dies nicht geschah 2016 das Erzbistum mit einbezogen, heißt es weiter in der Mitteilung. Laut den Konstitutionen der Franziskanerinnen fällt das Klostergebäude und weiteres Eigentum des Klosters bei einer Auflösung an die Erzdiözese.
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Das Kloster von Altomünster ist seit über einem Jahr aufgelöst. Doch eine angebliche Postulantin weigert sich auszuziehen. Auch nach einem Gerichtsverfahren wird sich daran vorläufig nichts ändern.Die Gespräche mit Vertretern der Kommune, der Pfarrgemeinde und des Vereins "Freunde des Klosters Reutberg" gestalten sich nach Angaben des Erzbistums gegenwärtig schwierig. "Es fällt den örtlichen Vertretern teilweise schwer, das Ende der Schwesterngemeinschaft am Reutberg zu akzeptieren", erklärte Gabriele Rüttiger, die als Leiterin des Ressorts für Grundsatzfragen im Ordinariat München für die Begleitung von Orden zuständig ist. Vom Bürgermeister von Sachsenkam sei der Erzdiözese unterstellt worden, sie wolle den Orden auflösen, um an den materiellen Klosterbesitz zu kommen, so Rüttiger. "Trotz dieser Widerstände wird das Erzbistum das Kloster Reutberg aber nicht sich selbst überlassen, sondern weiter daran arbeiten, es als geistlichen Ort weiterzuentwickeln."
Begegnungsangebote und Seelsorge für die Region geplant
Das Erzbistum plant, dass Pfarreien und andere kirchliche Träger das pastorale Zentrum für Veranstaltungen wie Klausuren von Räten, Treffen von Firmlingen oder Ministranten, Fortbildungen und für Begegnungsangebote nutzen. Schwerpunkte sollten dabei die Familienpastoral und spirituelle Angebote wie Gottesdienste und die Eucharistische Anbetung in der Klosterkirche sein. Eine apostolisch tätige Priestergemeinschaft sollte künftig in der Seelsorge der Region mitarbeiten. Die Franziskanerinnen leben hingegen kontemplativ, widmen sich also überwiegend dem Gebet.
Es schmerze sehr, dass im Kloster Reutberg eine fast 400 Jahre alte Tradition zu Ende gehe, sagte Rüttiger. Das Erzbistum sehe voller Trauer, dass die einst lebendige Ordensgemeinschaft zu klein geworden sei, um ihr geistliches Leben weiter zu pflegen. Man habe allerdings ähnlich wie in Reutberg bereits mehrere Orden bei der Aufgabe von Klöstern begleitet, etwa das Ursulinenkloster in Landshut, wo nun eine integrative Grundschule und ein Zentrum der Erwachsenenbildung entstehen sollen. Im Kloster Beuerberg gebe es inzwischen Ausstellungen und Veranstaltungen mit geistlichem Hintergrund. Die letzten Schwestern beider Gemeinschaften zogen ins Altenheim. (luk)